Verstopft ein Knochenbildner die Arterien?

Ein Regulator der Knochendichte könnte für die Entwicklung von Arteriosklerose mitverantwortlich sein. Dies berichten Forscher um Univ.-Prof. Stefan Kiechl und Univ.-Prof. Johann Willeit von der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck in der renommierten Fachzeitschrift Circulation. Das Osteoprotegerin oder OPG fördert den Knochenaufbau, spielt eine Rolle in der Immunreaktion des Körpers und könnte in die Entwicklung von Arteriosklerose verwickelt sein.

„In den letzten Jahren sind einige neue Risikofaktoren für Herzgefäßerkrankungen entdeckt worden. Das Osteoprotegerin wurde erst in jüngster Zeit in Zusammenhang mit diesen Krankheiten gebracht. Da Osteoporose und Herzgefäßerkrankungen bei Patienten oft gemeinsam auftreten, wollten wir die Rolle des OPG untersuchen“, so Stefan Kiechl, Professor an der Abteilung für klinische Neurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck zu den Beweggründen für die Studie.

Osteoporose führt ­ üblicherweise bei älteren Personen ­ zu Knochenschwund, der Knochenbrüche nach sich ziehen kann. Das OPG scheint den Knochen zu schützen, die Knochendichte zu erhöhen und die Gefahr von Brüchen zu senken. Die nun veröffentlichte Studie ist die erste, die auf breiter Grundlage die Verbindung zwischen OPG und Arteriosklerose untersuchte. Die Wissenschaftler benutzten dafür die Daten der so genannten Bruneck-Studie. An der Studie nahmen 915 Männer und Frauen im Alter von 40 bis 80 Jahren teil. Für die aktuelle Untersuchung wurde die OPG Konzentration in den Blutproben aus den Jahren 1990, 1995 und 2000 analysiert. Um den Fortschritt der Arteriosklerose festzustellen, wurden an den Teilnehmern außerdem Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagader und Beinarterien vorgenommen.

Möglicher Risikoindikator

Die Ergebnisse zeigen nun, dass es einen Zusammenhang zwischen hohem OPG Wert und starker Arteriosklerose in den Halsarterien gibt. Nach Berücksichtigung von Alter und Geschlecht verringerte sich dieser Zusammenhang etwas, bleibt aber immer noch signifikant. Personen, deren OPG Wert im oberen Drittel lag, hatten ein zumindest zweifach höheres Risiko Gefäßerkrankungen zu entwickeln als jene, deren Niveau im unteren Drittel der gemessenen Werte lag. „Ein hoher OPG Wert bedeutet somit ein größeres Risiko für Herzgefäßerkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall“, sagt Univ.-Prof. Kiechl. „Unsere Ergebnisse können möglicherweise in Zukunft dazu beitragen, das persönliche Gefäßrisiko eines Patienten besser zu prognostizieren. Dies ist insofern wichtig als sich der Einsatz von Medikamenten in der Schlaganfall- und Herzinfarktprävention stark am individuellen Risiko orientiert³, hebt Univ.-Prof. Kiechl die Bedeutung für die Patienten hervor. „Noch offen ist, ob ein hoher Osteoprotegerin Wert nur ein Marker für starke Arteriosklerose ist, oder ob er sogar eine mögliche Ursache dafür sein könnte. Dies ist besonders deshalb wichtig, weil genetisch hergestelltes OPG zurzeit als neue Behandlung für Osteoporose getestet wird³, betont Stefan Kiechl abschließend. Diese neuen Studienergebnisse entstanden in Kooperation mit Univ.-Prof. Georg Schett von der Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik Wien.

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr. Stefan Kiechl Universitätsklinik für Neurologie Medizinische Universität Innsbruck Christoph-Probst-Platz, Innrain 52 A-6020 Innsbruck Tel: +43 512 504 – 24244 Email: Stefan.Kiechl@uibk.ac.at

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Prof. Dr. Stefan Kiechl Medizinische Uni Innsbruck

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