Deutschlandpremiere: Neuartiger Stent in Blutgefäß im Bein implantiert

Gefäßstütze aus Magnesium löst sich nach wenigen Monaten auf – Mainzer Radiologen zufrieden mit dem Eingriff

Radiologen des Universitätsklinikums Mainz haben erstmals in Deutschland einen neuartigen Stent – eine Gefäßstütze – in eine verengte Unterschenkelarterie eingesetzt. Der neue Stent besteht im wesentlichen aus Magnesium. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Implantaten: Der Magnesium-Stent baut sich im Körper innerhalb weniger Monate ab, es bleibt also kein Fremdkörper zurück. Der Patient, dem der Magnesium-Stent eingesetzt wurde, konnte bereits wieder aus der Klinik entlassen werden.

Arteriosklerose ist eine echte Volkskrankheit – unter verengten Gefäßen und Durchblutungsstörungen leidet im Alter jeder Dritte Mensch. Dabei lagern die Gefäße an der Innenwand mit der Zeit Fett ein, sie verengen sich zunehmend und verlieren ihre Elastizität. Als Folge kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen. Sind Gefäße im Gehirn oder rund ums Herz betroffen, führt das im schlimmsten Fall zum Schlaganfall bzw. Herzinfarkt. Auch die Blutgefäße im Bein können sich verengen. Vor allem bei Rauchern und Diabetikern kommt es oft zu Durchblutungsstörungen in den Beinen – das "Raucherbein" und der "diabetische Fuß" drohen.

Um verengte Blutgefäße ohne Operation zu behandeln, haben die Mediziner verschiedene Möglichkeiten: Entweder sie bringen einen kleinen Ballon mit einem Katheter an die verengte Stelle und blasen den Ballon dort auf. Oder sie platzieren – ebenfalls mit einem Katheter – eine Gefäßstütze im "Engpass". Zurzeit sollen im Rahmen einer europaweiten Studie Patienten mit verengten Beingefäßen mit einem neuartigen Stent der Firma Biotronik versorgt werden. Auch die Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Mainz beteiligt sich an der Studie – und hat jetzt erstmals in Deutschland einem Patienten einen Magnesium-Stent in ein Beingefäß implantiert. Erste Ergebnisse über die Wirksamkeit der neuen Behandlungsform erwarten die europäischen Wissenschaftler, wenn nach etwa einem Jahr die Daten von über 100 Patienten zusammen ausgewertet wurden.

Herkömmliche Stents aus Stahl oder anderen Metalllegierungen verbleiben im Körper und können dort dauerhaft Gewebereaktionen auslösen. Zudem versteifen sie das Blutgefäß. Dadurch verhindern sie beispielsweise elastische Bewegungen, mit denen die Blutgefäße das Blut optimal durch den Körper transportieren. Der neue Stent besteht dagegen hauptsächlich aus Magnesium: Er verbleibt nur für eine bestimmte Zeit im Gefäß – solange bis es sich "neu geformt " hat -, löst sich dann aber – nach "getaner Arbeit" – wieder auf.

"Wenn wir einen Stent in ein Gefäß einsetzen, beobachten wir von außen mit einer Röntgenanlage, wo der Katheter samt Stent sich gerade befindet", erklärt Prof. Christoph Düber, Direktor der radiologischen Klinik. Der neue Magnesium-Stent ist aber für Röntgenstrahlen unsichtbar. Prof. Düber, der die Behandlung zusammen mit Oberarzt Dr. Pitton durchführte, beschreibt seine Erfahrungen: "Der Eingriff dauerte etwa eine halbe Stunde – kein Unterschied zu einer herkömmlichen Behandlung mit anderen Stents. Obwohl wir den Stent dabei nicht sehen können, hatten wir keine Probleme: Der Magnesium-Stent verhielt sich wie herkömmliche Systeme. Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Eingriffs." Und auch dem Patienten geht es gut – mittlerweile hat er die Klinik bereits wieder verlassen.

Ansprechpartner:
Dr. Renée Dillinger, Pressestelle des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Tel. 06131 / 17-7424, Fax 06131 / 17-3496, E-Mail: dillinger@vorstand.klinik.uni-mainz.de

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Petra Giegerich idw

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