Innovative Technik erübrigt Zähneziehen bei Fehlbiss

Meilenstein in der Ästhetischen Gesichtschirurgie: Kieferdehnung statt Zange

Ein neues Therapiekonzept lässt Betroffene hoffen: Selbst bei ausgeprägten Missverhältnissen zwischen Zahn- und Kiefergröße, dem so genannten Kieferengstand, kann mit einem technisch relativ unkomplizierten Eingriff der Kiefer so gedehnt werden, dass auf Zähneziehen völlig verzichtet werden kann. Somit werden gesunde Zähne erhalten, die Behandlungszeit ist drastisch verkürzt und zusätzlich wird die Ästhetik des Mittelgesichtsbereiches optimiert. Dies teilt die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) heute anlässlich ihres 56. Jahreskongresses in Dresden mit.

Bislang musste bei Kieferengstand, das heißt bei ausgeprägtem Missverhältnis zwischen Zahn- und Kiefergröße, immer ein oder mehrere Zähne gezogen werden, um so Platz für die verbliebenen Zähne zu schaffen. Diese wurden dann durch eine kieferorthopädische Behandlung in Reih’ und Glied gebracht, so dass Betroffene wieder richtig kauen und kraftvoll zubeißen konnten. Die Nachteile dieser Vorgehensweise: Gesunde Zähne wurden entfernt, die gesamte Behandlung war ziemlich langwierig und am ästhetischen Erscheinungsbild der meist unschönen Kieferkontur bei einem Engstand konnte mit dieser Methode nichts geändert werden.

Knochendehnung statt Zange

Mit der Distraktionsosteogenese bzw. Kallusdistraktion, so die genaue medizinische Bezeichnung, steht Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen jetzt eine grundsätzlich einfache Methode zur Verlängerung oder Verbreiterung des Knochens im Sinne einer Knochenneubildung zur Verfügung. Das Verfahren an sich ist prinzipiell nicht neu: Es geht zurück auf den russischen Orthopäden Iliasarov, der es bereits seit 1960 zur Knochenkorrektur an Armen und Beinen einsetzte. Auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wurde es in den vergangenen zehn Jahren erfolgreich zur Knochengewinnung bei Gesichtsfehlbildungen eingesetzt. Durch technische Verbesserungen der kleinen Apparatur, die zur Knochendehnung benötigt wird, ist jetzt auch der Einsatz im Kieferbereich möglich.

Die Methode: Kieferknochen einfach selbst züchten

Um eine Knochenneubildung und damit Platz für alle vorhandenen Zähne zu schaffen, wird der Knochen durchtrennt und es entsteht eine künstliche Wachstumsfuge. Durch Einsetzen einen kleinen Apparates in diese Fuge wird eine kontinuierliche Dehnung erreicht. Dies ist ähnlich dem Prinzip der Kieferorthopädie, bei dem die Zähne bekanntermaßen kontinuierlich verschoben werden, bis sie an der richtigen Stelle stehen. Im Spaltbereich bildet sich, wie bei einer Knochenbruchheilung, ein bindegewebiger Vorknochen (Kallus). Dieser kann je nach Bedarf gedehnt werden, wobei die umgebenden Muskeln, Gefäße und Nerven mitwachsen und somit im Ergebnis auch eine wesentliche ästhetische Optimierung dieses Gesichtsbereichs erreicht wird. Nach Abschluss der Dehnungsphase muss der gedehnte Vorknochen mineralisiert und zu definitivem, festem Knochen umgebildet werden. Während dieser Phase bleibt der kleine Dehnungsapparat als Unterstützung im Kiefer. Der Behandlungszeitraum ist insgesamt sehr überschaubar: Für eine Dehnung von beispielsweise zwei Zentimetern legen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen eine Wundheilungsphase von sieben Tagen, eine Dehnungsphase von 20 Tagen und eine so genannte Konsolidierungsphase, in der sich der Vorknochen in definitiven Knochen umbildet, von drei Monaten zugrunde. Mit diesem kleinen Eingriff kann bei Erwachsenen und auch im Kindesalter minder entwickelter Knochen verlängert, fehlpositionierter Knochen verschoben oder geschrumpfter Kieferknochen aufgebaut werden.

Herausgeber
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie (DGMKG)
Geschäftsstelle:
Schoppastr. 4
65719 Hofheim
www.mkg-chirurgie.de
Redaktion/Ansprechpartner
Markus Brakel in Kooperation mit
med.manufaktur Düsseldorf
markus.brakel@dgzmk.de
Tel. 0211-7183-601
Handy: 0172-8860604

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Prof. Dr. Dr. Elmar Esser idw

Weitere Informationen:

http://www.mkg-chirurgie.de

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