Migräne: Erkrankung oft nicht korrekt diagnostiziert

Spannungskopfschmerz: 92 Prozent der Frauen leiden gelegentlich

In Lausanne wurde gestern, Mittwoch, der Kongress der European Neurological Society ENS beendet. Auf der Jahrestagung der Europäischen Neurologengesellschaft präsentierten die Forscher neue Daten über die Verbreitung von Kopfschmerzen. Festgestellt wurde, dass Migräne-Patienten oft unnötig leiden müssen, weil ihre Erkrankung nicht korrekt diagnostiziert wird. Eine norwegische Forschergruppe fand heraus, dass Frauen mit 92 Prozent deutlich öfter an gelegentlichen Kopfschmerz leiden als Männer. „Bei Migränekranken besteht ein Verhältnis von eins zu fünf bei Männern und Frauen. Von acht Mio. Betroffenen in Deutschland sind allein sechs Mio. davon Frauen“, erklärt Peter Kropp, Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft DMKG, im Gespräch mit pressetext.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen steigt die Häufigkeit von Spannungskopfschmerzen vom Jugendalter bis zum 39. Lebensjahr massiv an. Bei Personen über 40 liegt möglicherweise ein sekundärer Schmerz vor, der tieferen Ursachen zu Grunde liegt, so Kropp. Die Wissenschaftler fordern daher, dass die Forschung und das Management von Spannungskopfschmerzen viel mehr Aufmerksamkeit erhält. Zudem besteht bei Migräne eine unzureichende Versorgung der Patienten und unbefriedigende Diagnoserate. Bei 37 Prozent der Betroffenen wurde die Krankheit nicht erkannt. Das Problem sei, dass es keine standardisierten wissenschaftlichen Diagnoseverfahren gibt, so Kropp. Die Experten sind der Meinung, dass das Bewusstsein bei Patienten und auch bei den Behandelnden verbessert werden müsse, denn nur dann können auch alle Betroffenen von Therapien profitieren.

Spannungskopfschmerz und Migräne müssen ganz klar voneinander abgegrenzt werden. Beim Spannungskopfschmerz ist das Schmerzzentrum im Gehirn gestört, dabei wird die Schmerzschwelle abgesenkt. Es ist ein beidseitiger leichter bis mittelschwerer Schmerz, der langsam im Laufe des Tages einsetzt. Durch körperliche Aktivität kann der Schmerz gesenkt werden. Diagnostiziert werden kann Spannungskopfschmerz durch eine ausführliche Anamnese und einen neurologischen Befund. Dagegen handelt es sich bei Migräne um eine komplexe Funktionsstörung des Gehirns. Auslösefaktoren können ein geänderter Schlaf-Wach-Rhythmus, ausgelassene Mahlzeiten, bestimmte Medikamente oder Nahrungsmitel wie beispielsweise Schokolade, Kase und Rotwein sowie Stress sein. „Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden ist außerdem, dass körperliche Aktivität Migräne verstärkt, aber den Spannungskopfschmerz nicht“, erklärt Kropp abschließend.

Media Contact

Ines Gerasch pressetext.austria

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