Strahlenschutz in der Wirbelsäulenchirurgie: Spezialhandschuh schützt die Finger des Chirurgen

Zur Senkung der beruflich bedingten Röntgenbelastung der Chirurgen im HELIOS Konzerns hat die HELIOS Fachgruppe Wirbelsäule unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jürgen Kiwit, dem Chefarzt der Neurochirurgischen Klinik des HELIOS Klinkums Berlin-Buch, jetzt eine „Handlungsempfehlung zum intraoperativen Strahlenschutz in der Wirbelsäulenchirurgie“ verabschiedet. In diese Empfehlungen sind auch die Ergebnisse einer Forschungsarbeit eingeflossen, die in der Neurochirurgischen Klinik des HELIOS Klinikums Berlin-Buch durchgeführt wurde.

In Deutschland leiden 2,5 Millionen Menschen unter den Folgen von osteoporotischen Wirbelbrüchen, darunter 1,7 Millionen Frauen. Die Folge sind heftige chronische Schmerzen und eine eingeschränkte Mobilität. Doch eingebrochene Wirbel lassen sich mit Hilfe moderner neurochirurgischer Verfahren – wie der Vertebroplastie oder der Kyphoplastie – wieder aufrichten und durch schnell trocknenden Biozement, der in den eingebrochenen Wirbelkörper gespritzt wird, stabilisieren. Etwa 80 bis 90 Prozent der Patienten haben nach dem Eingriff kaum noch Schmerzen und sind beweglicher.

Die operative Behandlung wird unter Röntgenkontrolle durchgeführt und ist mit einer deutlich höheren Durchleuchtungszeit als bei herkömmlichen Eingriffen (spinalen Operationen) verbunden. Für den Patienten entspricht die Strahlenbelastung der Untersuchung mit einem Computertomographen. Für die behandelnden Chirurgen mit Hunderten von Fällen können aber theoretisch sehr schnell die gesetzlich festgelegten Grenzwerte erreicht werden. Daher müssen unter anderem auch die Hände des Operateurs vor gesundheitsschädlichen Strahlen geschützt werden. Denn die Hände des Chirurgen sind beim Aufrichten der Wirbelsäule und beim anschließenden Einspritzen von Biozement in den eingebrochenen Wirbelkörper einer kontinuierlichen Röntgenstrahlung ausgesetzt.

Zum Strahlenschutz der Hand in der Wirbelsäulenchirurgie gibt es bisher nur wenige Arbeiten. In einer Forschungsarbeit kommen Prof. Dr. med. Jürgen Kiwit, Chefarzt der Neurochirurgischen Klinik des HELIOS Klinikums Berlin-Buch und Dr. med. Michael Synowitz zu dem Ergebnis, dass allein durch die Verwendung spezieller Handschuhe, die die Hände des Chirurgen vor der Röntgenstrahlung abschirmen, die Strahlenbelastung um 75 Prozent auf ein Viertel der Dosis gesenkt werden kann, ohne die Qualität des Eingriffs zu beeinflussen. „Durch diesen Schutz können Neurochirurgen jährlich 1000 und mehr dieser Eingriffe durchführen, ohne dass die zulässige Strahlendosis von jährlich (150 Millisievert) überschritten wird“, berichten Kiwit und Synowitz. Die Arbeit wurde vom renommierten Journal of Neurosurgery Spine angenommen und publiziert (J Neurosurg Spine 4:106-109, 2006).

Um die berufliche Röntgenbelastung der Chirurgen des HELIOS Konzerns zu senken, hat die HELIOS Fachgruppe Wirbelsäule unter der Leitung von Prof. Kiwit auf der Grundlage der gesetzlichen Vorschriften eine „Handlungsempfehlung zum intraoperativen Strahlenschutz in der Wirbelsäulenchirurgie“ verabschiedet. Darin sind auch die Ergebnisse der Arbeit von Kiwit und Synowitz eingeflossen. Neben dem Tragen von Röntgenschürzen, der Abschirmung der Schilddrüse, der Verwendung besonderer („gepulster“) Durchleuchtungsverfahren, der Zentrierung und Einblendung des Zieles in ap- und lateraler Projektion ist auch ein besonderer Schutz der führenden Hand des Operateurs mit einem Bleihandschuh vorgesehen.

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Dr. F. Jürgen Schell idw

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