Grippeimpfung zu hoch dosiert

Zwei Studien bestätigen: Bisherige Vorgangsweise falsch

Ein Fünftel der Grippeimpfstoff-Dosis reicht völlig aus, um einen erwachsenen Menschen vor der Krankheit zu schützen. Nur müsse das Vakzin direkt ins Fleisch und nicht in den Muskel gespritzt werden. Zu diesem Schluss kommen zwei Studien über die Grippeimpfung im New England Journal of Medicine, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Diese Tatsache würde im Falle eines Notfalls die Behandlung wesentlich erleichtern, und es wäre sinnvoll gewesen diese Erkenntnis etwas früher gewonnen zu haben, meinen die Experten. Vor allem in den USA ist es in diesem Herbst zu Problemen mit der Versorgung von Grippe-Impfstoffen gekommen. Für die kommende Impfsaison könnten die beiden Studien aber weitreichende Folgen haben. Am 11. November treffen sich die 16 größten Impfstoffhersteller gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf um im Falle einer Epidemie Schritte zu überlegen. Zu tief sitzt nämlich jene Angst, dass es wieder zu einem Ausbruch einer Grippe wie 1918/19 kommen könnte. Dabei kamen mehr Menschen ums Leben als beim 1. Weltkrieg.

Zum einen rät die Studie dazu die Impfung ähnlich wie jene gegen Tuberkulose, BCG, intradermal, also direkt unter die Haut zu verabreichen. Dabei bildet sich eine deutlich sichtbare runde Vorwölbung der Oberhaut, die als „Quaddel“ bezeichnet wird. Die intradermale Injektion wird auch häufig bei Allergietests durchgeführt. Die Haut hält ein geringeres Volumen von injizierter Flüssigkeit als ein Muskel. Einer Studie aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zufolge war der optimale Schutz eine 0,5 Milliliter Dosis, die tief in den Muskel injiziert werden musste.

Die beiden neuen Studien hingegen gehen allerdings von Dosen von 0,1 Milliliter interdermal injiziert aus. Die eine Forschergruppe um Robert Belshe von der amerikanischen St. Louis University untersuchte einen neuen Impfstoff von GlaxoSmithKline, der 40 Prozent der Standard intramuskulären Dosis an Influenza-Proteinen abgibt. Die zweite Forschergruppe um Richard Kenny vom Pharmahersteller R&D in Gaithersberg, Maryland, hat verschiedene Volumina der Standard-Impfung untersucht. Sie verabreichte jeweils nur ein Fünftel der normalen Dosis.

Beide Studien ergaben, dass die Geimpften dieselbe Menge an Antikörpern entwickelten. Belshes Studie inkludierte auch über 65-Jährige, die mehr als 90 Prozent der Todesfälle ausmachen und die besonders schlecht auf die Vakzine ansprechen. Sie reagierten nur unwesentlich schlechter auf die intradermale Verabreichung als auf die intramuskuläre.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.newscientist.com

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