"Revolution für Chirurgie" / Weltweit erster antibakterieller Faden
Weltweit erster antibakterieller Faden soll Risiken und Kosten senken / DGWE: „innovativstes Medizinprodukt des Jahres“
Jährlich werden bundesweit rund 128.000 postoperative – also nach einem chirurgischen Eingriff auftretende – Wundinfektionen registriert. Die betroffenen Patienten müssen durchschnittlich sieben Tage länger stationär behandelt werden – was mit zusätzlich rund 3.000 Euro pro Patient und folglich insgesamt mit einem Milliardenbetrag zu Buche schlägt. Das herkömmliche chirurgische Nahtmaterial spielt bei den Wundinfektionen eine nicht unwesentliche Rolle: Zwar verursacht es selbst keine Infektionen – aber an „normalen“ Fäden können Bakterien anhaften, wie auf einer Leiter „klettern“, sich einnisten, vermehren und dann im Wundbereich Infektionen verursachen. Das soll der weltweit erste antibakterielle Faden verhindern.
Dieser Faden werde „mit Bestimmtheit die Chirurgie revolutionieren“, sagt Dr. Martin Marianowicz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wirbelsäulen-Endoskopie und interventionelle Schmerztherapie (DGWE). Das von Ethicon entwickelte Nahtmaterial ist von der DGWE zum „innovativsten Medizinprodukt des Jahres“ ernannt worden.
Grundsätzlich können Infektionen zwar vermutlich nie ganz vermieden werden. Das neue – mit „Irgarcare MP“ (der reinsten und explizit für die Verwendung auf Medizinprodukten entwickelten Substanz aus der Gruppe der Triclosan-Produkte) – beschichtete Nahtmaterial verhindert allerdings, dass sich die Bakterien, die am häufigsten nach Operationen Wundinfektionen verursachen, auf dem Faden ansiedeln. Zudem bildet der beschichtete Faden im Umfeld von etwa 20 Millimetern eine bakterielle Hemmzone. Das Risiko einer Wundinfektion kann also deutlich verringert werden. Eine solche Infektion könne „für den Patienten durchaus katastrophale Folgen haben“, bestätigt Prof. Andreas Wentzensen, Direktor und Chefarzt an der Unfallklinik Ludwigshafen. Denn gerade in der Unfallchirurgie, wo zu den Wundinfektionen „häufig auch noch Knocheninfektionen dazu kommen“, würden betroffene Patienten „monate- oder gar jahrelang“ unter den Folgen leiden.
Herkömmliches chirurgisches Nahtmaterial ist laut Prof. Wentzensen „einer der Hauptfaktoren für Wundinfektionen“. Durch den antibakteriellen Faden werde „die Sicherheit gerade an dieser Schwachstelle erhöht“.
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