Computerunterstütze Früherkennung von Melanomen

Grazer Forscher entwickeln Muttermal-Screening mit hoher Trefferquote

Ein Experten-Team der Medizinischen Universität Graz hat ein Verfahren mit digitaler Bildverarbeitung für eine vereinfachte Früherkennung von Hautkrebs (Melanomen) entwickelt. In einer automatischen Analyse können bösartige Fälle mittels Computer von gutartigen unterschieden werden. Damit steht Patienten erstmals ein Verfahren zur Verfügung, das auf einer objektiven Wertung der Beurteilungen „gutartig“ und „bösartig“ basiert. Vorsorgeuntersuchungen werden schneller durchgeführt und die Früherkennung wird optimiert, berichtet die Universität Graz.

Das Screening-Verfahren, das unter der Leitung von Josef Smolle, Facharzt an der Universitätsklinik für Dermatologie, und Marco Wiltgen, Experte für medizinische Bildverarbeitung am Institut für Medizinisches Informatik, Statistik und Dokumentation, entwickelt wurde, ermöglicht eine objektive Bewertung von gut- und bösartigen Pigmenttumoren, da sich diese Fälle bei der mikroskopischen Aufnahme im Erscheinungsbild unterscheiden. Damit soll vor allem die Früherkennung verbessert werden, denn sie ist ein wesentlicher Faktor in der Heilung eines Melanoms. Melanome zählen heute zu den häufigsten Krebserkrankungen. Derzeit liegt das lebenslange Risiko, an einem Melanom zu erkranken, bei 1:100. Besonders gefährdet sind hellhäutige oder rothaarige Personen mit vielen Muttermalen sowie Menschen, die wiederholt Sonnenbrände, insbesondere in der Kindheit, erlitten haben. Die Mediziner streben ein weitgehendes Screening insbesondere gefährdeter Risikotypen an.

„Dieses Verfahren, das weltweit nur in Graz angewandt wird, hat sich bisher in wissenschaftlichen Vergleichsstudien bestens bewährt. Nicht nur, dass die Analyse nach objektiven Bewertungskriterien erfolgt, sind die Ergebnisse zu beinahe 100 Prozent zuverlässig bei gleichzeitig verkürztem Diagnoseprozess“, so Smolle. „Durch den enormen Fortschritt in der digitalen Bildverarbeitung kamen wir zu den Überlegungen, Muttermale digital zu erfassen und anhand einwandfreier, objektiver Kriterien zu analysieren“, erläutert Wiltgen die grundsätzlichen Überlegungen, die zu dem neuen Verfahrensansatz führten.

Das Muttermal wird entfernt, speziell präpariert und anschließend gefärbt und mit einer Digitalkamera direkt vom Mikroskop aufgenommen. In der Auswertung unterscheiden sich die gutartigen von den bösartigen Melanomen in ihrem Erscheinungsbild. Bei gutartigen Nävi ist das Gewebe homogen blassrosa, die Zellkerne sind klein und liegen weit auseinander. Das Gewebe ist oft von Bindegewebsfasern durchzogen. Fallweise sind Haarwurzeln und Blutgefäße vorhanden. Die bösartigen Melanome sind dunkler und wesentlich strukturreicher. Die Zellkerne liegen dichter beisammen.

Die Grazer Forscher arbeiten nun an der Analyse von Muttermalen per Laserscan-Mikroskopie. Neben einer schnellen Auswertung und einer guten Kontrolle für eventuelle weitere Veränderungen profitieren vor allem die Patienten von dieser neuen Methode: da die Muttermale nicht mehr entfernt werden müssen, sondern direkt in der Haut gescannt werden, ist die seelische und körperliche Belastung für die Patienten nahezu bedeutungslos. Von 100 bis 200 untersuchten Muttermalen erweist sich nur eines als Melanom.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.meduni-graz.at

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