Bei Krebspatienten leidet die Seele mit

Krebs bedeutet für viele Patienten eine große körperliche Belastung. Aber auch die Seele leidet: Viele Betroffene bleiben mit ihren psychischen Problemen sich selbst überlassen. Denn die wenigsten Krebs-Zentren bieten eine psycho-onkologische Betreuung an. „Unser Anliegen ist es, den kranken Menschen in seiner Gesamtheit wahrzunehmen, als Einheit von Körper und Seele“, erläutert Professor Dr. Dagmar Schipanski, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe. Daher fördert die Organisation jetzt ein Projekt mit über 200.000 Euro im Clinical Cancer Center der Technischen Universität München, das die Psycho-Onkologie in die Behandlung krebskranker Menschen integriert.

Wieso habe gerade ich Krebs bekommen? Werde ich wieder gesund? Was geschieht mit meiner Familie, so lange ich nicht zu Hause sein kann? Solche Fragen stellen sich sicher viele Krebspatienten. „Um zu verhindern, dass Gefühle wie Angst und Depressionen die Genesung verschlechtern, müssen die psycho-sozialen Beschwerden frühzeitig erkannt und behandelt werden“, erklärt die Projektleiterin Professor Dr. Almuth Sellschopp. „Denn die Lebensqualität und damit auch der Heilungsprozess des Betroffenen hängt entscheidend davon ab, wie es ihm gelingt, sich in der belastenden Situation zu orientieren,“ betont die Leiterin der Arbeitsgruppe Psycho-Onkologie am Tumortherapie-Zentrum des Klinikum rechts der Isar.

Die rechtzeitige Beachtung von psychischen Symptomen bei Krebspatienten ist bislang jedoch ein Stiefkind geblieben. Auch am Münchener Clinical Cancer Center war die Psycho-Onkologie bisher nicht in die Abläufe integriert. Dieses Tumortherapie-Zentrum wurde bereits 1999 durch die Unterstützung der Deutschen Krebshilfe am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München initiiert. Das Ziel des innovativen Clinical Cancer Centers ist es, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Krebstherapie die Qualität der medizinischen Behandlung zu steigern und die Patientenversorgung zu verbessern.

Um die Krebspatienten auch psychologisch betreuen zu können, wird an dem Zentrum jetzt ein neues Screening-Verfahren eingesetzt: Es soll dem Arzt ermöglichen, psycho-soziale Risikopatienten zu erkennen, um ihnen frühzeitig eine psycho-onkologische Behandlung anbieten zu können. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht ein Kurz-Fragebogen, den der Arzt nach der Patienten-Anamnese ausfüllt. „Primäres Ziel dieser Befragung ist es, psycho-sozial besonders belastete Risiko-Patienten zuverlässig identifizieren zu können“, erklärt die Projektleiterin. Zusätzlich geben die Patienten in Selbstauskunfts-Fragebögen an, welche körperlichen und psychischen Belastungen und Einschränkungen sie erleben und wie sie ihren Gesundheitszustand und ihre Lebensqualität selbst einstufen. Stellt sich für einen Patienten ein hohes psycho-soziales Belastungsprofil dar, so wird ein Psycho-Onkologe hinzugezogen, um weitergehende diagnostische Gespräche zu führen und einen Behandlungsplan auszuarbeiten.

Nach seiner Entlassung erhält der Patient einen weiteren Fragebogen. Dieser soll klären, ob sich die Berücksichtigung seiner psycho-sozialen Situation positiv ausgewirkt hat auf sein psychisches Befinden, seine Lebensqualität und auf seine Zufriedenheit mit dem Krankenhausaufenthalt während der onkologischen Behandlung.

„Durch die Einbindung der Psycho-Onkologie in das Clinical Cancer Center in München soll die seit langem bestehende Zusammenarbeit von Onkologen und Psycho-Onkologen am Klinikum rechts der Isar weiter ausgebaut und die ganzheitliche Versorgung der Patienten verbessert werden“, erläutert Frau Professor Sellschopp.

Media Contact

Dr. med. Eva M. Kalbheim idw

Weitere Informationen:

http://www.krebshilfe.de

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