Forscher verfolgen die Wege der Makrophagen direkt im Körper

Es herrscht Alarm: Im Bein wurde ein Nerv verletzt, und nun rücken die Hilfstruppen an. Spezielle Fresszellen, die Makrophagen, räumen die Trümmer beiseite und schaffen so Platz für das Wachstum neuer Nervenfasern. Die Makrophagen spielen aber auch bei anderen Krankheiten des Nervensystems eine bedeutende Rolle, etwa bei der Multiplen Sklerose. Darum interessieren sich Forscher brennend für ihre Aktivitäten. Martin Bendszus und Guido Stoll von der Uni Würzburg können nun die Wege dieser Zellen direkt im Organismus verfolgen.

Hierzu werden spezielle Eisenoxid-Partikel, die sonst routinemäßig für die Diagnose von Lebertumoren zum Einsatz kommen, ins Blut injiziert. Die Makrophagen verleiben sich dann im Laufe von 24 Stunden diese Teilchen ein. Dadurch können sie mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar gemacht werden, wie die Würzburger Wissenschaftler im „Journal of Neuroscience“ berichten.

Die MRT liefert Bilder aus dem Körper, funktioniert mit Magnetfeldern und belastet den Organismus nicht. Mit dieser Methode haben die Forscher beobachtet, wie die Makrophagen nach einer Verletzung des Ischiasnervs aus dem Blut zur „Unfallstelle“ wandern. Angelockt werden sie von einem Notruf: Der Nerv kurbelt innerhalb von nur drei Stunden nach seiner Beschädigung die Produktion des Botenstoffs MCP-1 an, der die Fresszellen geradezu magnetisch anzieht. Sind die Makrophagen am Einsatzort angekommen, endet ihr Bewegungsdrang und sie nehmen einen festen Arbeitsplatz ein, wie Bendszus und Stoll festgestellt haben. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass die Mobilität der Hilfstruppe auf bis zu acht Tage nach der Verletzung begrenzt bleibt.

Die Einwanderung von Makrophagen ins Nervensystem ist bei vielen neurologischen Krankheiten ein grundlegender Prozess. Mit der neuen MR-Methodik aus Würzburg kann er nun noch besser erforscht werden. Das Verfahren von Bendszus und Stoll bietet aber noch einen weiteren Vorteil, denn mit ihm lassen sich die Makrophagen von der so genannten Mikroglia unterscheiden. Bei letzterer handelt es sich um Fresszellen, die nur im Zentralen Nervensystem vorkommen, also in Gehirn und Rückenmark. Die beiden Zelltypen ähneln sich nach der Aktivierung bei Krankheitsprozessen so stark, dass sie mit herkömmlichen Gewebeanalysen nicht unterscheidbar sind. Doch die MR-Methode schafft auch das, was für die Forschung einen weiteren Pluspunkt bedeuten dürfte.

Martin Bendszus ist in der Abteilung für Neuroradiologie, Guido Stoll in der Neurologischen Klinik tätig. Die Arbeiten der beiden Wissenschaftler werden unter anderem gefördert von der Schering AG (Berlin), die Bendszus im Rahmen einer Stiftungsprofessur der Universität Würzburg unterstützt.

Weitere Informationen: Martin Bendszus, T (0931) 201-34790, Fax (0931) 201-34685, E-Mail:
bendszus@neuroradiologie.uni-wuerzburg.de

Martin Bendszus & Guido Stoll: „Caught in the act: in vivo mapping of macrophage infiltration in nerve injury by magnetic resonance imaging“, Journal of Neuroscience 23 (34), 26. November 2003, Seiten 10892 – 10896.

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Robert Emmerich idw

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