Elektronische Gesundheitsakte

Das Internet ist heute aus dem beruflichen und privaten Alltag kaum mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen wissen es zu schätzen, per Mausklick schnell und bequem die unterschiedlichsten Informationen aus aller Welt auf den heimischen Bildschirm zu holen. Unbegrenzt sind die Möglichkeiten dieses Mediums indes nicht. So ist beispielsweise die eigene Krankengeschichte bislang allein in diversen Akten von Ärzten und Krankenhäusern dokumentiert, bei denen man im Laufe seines bisherigen Lebens in Behandlung war. Doch die Entwicklung geht auch hier weiter. So wurde am Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik des Universitätsklinikums Münster (UKM) eine elektronische Gesundheitsakte entwickelt, die dem Bürger – und bei ausdrücklicher Zustimmung auch seinem behandelnden Arzt – künftig die Möglichkeit eröffnet, wichtige medizinische Daten über seine Person im Internet selbst zu verwalten und weltweit von jedem Internetzugang aus abzurufen. Bundesweit erste Anwendung findet das Projekt mittlerweile im Bereich der Geburtshilfe und seit neuestem auch im Brustkrebs-Zentrum des UKM.

Die elektronische Gesundheitsakte „akteonline“ soll nach Vorstellung ihrer Entwickler Frank Ückert, Michael Görz und Maximilian Ataian den Menschen künftig von der Wiege bis Bahre begleiten. Durch den jederzeit an jedem beliebigen Ort möglichen Zugriff auf wichtige gesundheitsrelevante Daten eines Patienten könnten sich künftig beispielsweise überflüssige Doppeluntersuchungen vermeiden und Klinikaufenthalte verkürzen lassen. Neben der Sammlung medizinischer Daten einer Person – von Blutdruckwerten bis hin zur Medikamenten-Unverträglichkeit – verfügt die elektronische Gesundheitsakte über Möglichkeiten, auch nicht-ärztliche Daten, wie beispielsweise Wellness-Informationen, Diäten oder krankengymnastische Hinweise, zu integrieren. Befürchtungen, dass mit „akteonline“ der „gläserne Patient“ geschaffen und an Datenschutz nicht mehr zu denken sei, weist Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch vom Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik des UKM mit allem Nachdruck zurück. Die Sicherheit der Daten spiele eine zentrale Rolle, betont er. Die Datenhoheit habe nur der Nutzer. Das heißt, allein dem Patienten selbst sowie durch ihn ausdrücklich autorisierten Personen, wie vor allem Ärzten, sei der Zugang zu den

Informationen oder auch nur zu einem begrenzten Teil der Daten möglich.

Die Ein- und Ausgabe der Daten erfolgt nach Angaben von Frank Ückert mittels moderner Webtechnologie über vorgefertigte und einfach zu handhabende Masken oder über Schnittstellen von und zu anderen Informationssystemen. Die Struktur der elektronischen Gesundheitsakte ist flexibel aufgebaut und somit erweiterbar für unterschiedliche Dokumentationsinhalte. Als zusätzliche Serviceangebote verweist der junge Mediziner, der gemeinsam mit seinem mittlerweile in Oberhausen tätigen Kollegen Görz für seine Arbeiten auf diesem Gebiet mit dem „eHealth-Award 2001“ ausgezeichnet worden ist, auf Gesundheitsinformationen zu verschiedenen Themengebieten. Als einen weiteren Vorteil von „akteonline“ für den Patienten verweist Ückert auf integrierte zeitgesteuerte Trigger, über die an wichtige Termine, wie beispielsweise Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen, erinnert werden kann.

Zum ersten Mal praktisch erprobt wird ein Teil der elektronische Gesundheitsakte in Kooperation mit der münsterschen Universitäts-Frauenklinik. Viele Patientinnen aus dem Bereich der Geburtshilfe nutzen hier bereits gern die Möglichkeit, unmittelbar nach der Geburt noch im Kreißsaal ein digitales Foto ihres Neugeborenen erstellen und dieses per Email an Freunde und Verwandte schicken zu lassen. Parallel dazu kann dieses Bild als Beginn einer elektronischen Gesundheitsakte für das Kind in „akteonline“ abgelegt werden. Neuerdings kann gleichzeitig die Dokumentation der kindlichen Vorsorgeuntersuchung U 1 und später auch der U 2-Untersuchung an den Server der Gesundheitsakte übermittelt werden. Integrierte zeitgesteuerte Trigger erinnern die Eltern per Email an die nächsten Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen.

Nach den ermutigenden Erfahrungen im Bereich der Geburtshilfe wird die elektronische Gesundheitsakte seit diesem Monat auch im Bereich des Brustzentrums Münster angeboten. Dabei können spezifische Untersuchungsergebnisse und Arztbriefe, die im Rahmen der Behandlung an der Universitäts-Frauenklinik erstellt werden, ebenso in „akteonline“ abgelegt werden wie allgemeine Patientinnen-Informationen rund um das Thema Brustkrebs. Die bereits elektronisch verfügbaren Ambulanzbriefe, Entlassungsbriefe nach stationären Aufenthalten, OP-Berichte und Tumorkonferenz-Protokolle können automatisch von einem Arzt in die elektronische Gesundheitsakte der jeweiligen Patientin übertragen werden, wenn diese es wünscht. Mittelfristig sollen nach Angaben Ückerts beispielsweise auch Röntgenbefunde und Laborergebnisse, die nur in Papierform vorliegen, über ein übliches Fax-Gerät sicher an einen „akteonline“-Server übermittelt und in die elektronische Gesundheitsakte eingespeist werden.

Media Contact

Jutta Reising idw

Weitere Informationen:

http://www.akteonline.de/

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