Graphen-"Sandwich" mit rotierenden Molekülen

Computerdarstellung einer Fulleren-Monolage zwischen zwei Graphen-Schichten. Copyright: Kimmo Mustonen/ Jannik Meyer, Universität Wien

Kohlenstoff ist eines der vielseitigsten Elemente: Es bildet die Basis für eine riesige Menge an chemischen Verbindungen, man findet es in verschiedenen Formen unterschiedlicher Dimensionalität, und es kann Bindungen in diversen Geometrien eingehen. Aus diesen Gründen nehmen Kohlenstoffmaterialien schon lange einen besonderen Platz in der Materialforschung ein.

Während die dreidimensionalen Strukturen aus Kohlenstoff – Diamant und Graphit – seit der Antike bekannt sind, wurde das erste niedrigdimensionale Allotrop, die quasi 0-dimensionalen Fullerene, erst 1985 entdeckt. Seit 1991 sind eindimensionale Kohlenstoff-Nanoröhrchen ein beliebtes Forschungsthema; seit 2004 ist die zweidimensionale Form, Graphen, experimentell realisierbar.

Auch verschiedene Kombinationen aus diesen Kohlenstoff-Allotropen, wie z.B. Fulleren-gefüllte Kohlenstoff-Nanoröhrchen und in Graphit eingebettete Fullerene haben WissenschafterInnen bereits hergestellt und erforscht.

Die Forscher der Universität Wien stellten jüngst ein hybrides Kohlenstoffsystem her, bei dem eine einzelne Lage Fullerene zwischen zwei Graphen-Schichten eingebettet ist. Die Untersuchung der Struktur dieses Buckyball-Sandwiches mittels atomar aufgelöster Raster-Transmissions-Elektronenmikroskopie lieferte überraschende Einblicke in die Dynamik der Moleküle.

An den Rändern der Fulleren-Ebenen beobachteten die Forscher die Diffusion einzelner Fullerene innerhalb des Graphen-Sandwiches. Außerdem rotierten die Fullerene – diese Rotation wird aber blockiert, wenn die Fullerene unter längerer Elektronenbestrahlung zu größeren Objekten verschmelzen.

Mit dem Fulleren-Graphen-System haben die Wissenschafter ein neues Materialsystem hergestellt, das eine Lücke in den verfügbaren Kombinationen von Kohlenstoff-Hybridstrukturen füllt. Das Graphen-Sandwich stellt eine Nano-Reaktionskammer dar, mit der molekulare Dynamik im Transmissions-Elektronenmikroskop durch die Graphen-Fenster hindurch beobachtet werden kann.

Die Forscher erwarten, dass diese Arbeit auch vielfältige neue Möglichkeiten zur Studie von anderen molekularen Systemen im zweidimensionalen Zwischenraum zweier Graphen-Membranen ermöglicht.

Publikation in Science Advances:
R. Mirzayev, K. A. Mustonen, M. R. A. Monazam, A. Mittelberger, T. J. Pennycook, C. Mangler, T. Susi, J. Kotakoski, J. C. Meyer, Buckyball sandwiches. Sci. Adv. 3, e1700176 (2017)
DOI: 10.1126/sciadv.1700176

Wissenschaftliche Kontakte:
Univ.-Prof. Dr. Jannik Meyer
Physik Nanostrukturierter Materialien
Universität Wien
1090 Wien, Boltzmanngasse 5
T +43-1-4277-728 10
jannik.meyer@univie.ac.at

Dr. Kimmo Mustonen
Physik Nanostrukturierter Materialien
Universität Wien
1090 Wien, Boltzmanngasse 5
T +43-1-4277-72858
kimmo.mustonen@univie.ac.at

Rückfragehinweis:
Mag. Alexandra Frey
Pressebüro der Universität Wien
Forschung und Lehre
1010 Wien, Universitätsring 1
T +43-1-4277-175 33
M +43-664-602 77-175 33
alexandra.frey@univie.ac.at

Offen für Neues. Seit 1365.
Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.600 MitarbeiterInnen, davon 6.800 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 175 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at

Media Contact

Stephan Brodicky Universität Wien

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer