Natur als Vorbild: Uni-Graz-Forscher nutzen das Verhalten von Heuschrecken für einen sicheren Drohnenflug

Manfred Hartbauer (rechts) und Konstantinos Kostarakos arbeiten an einem Anti-Kollisionsdetektor für Flugdrohnen. Foto: Uni Graz/Kernasenko

Das Team rund um den Zoologen Manfred Hartbauer bedient sich an den visuellen Fähigkeiten der Insekten.

„Die bewegungsempfindlichen Augen der Wanderheuschrecken besitzen beinahe einen Rundumblick. Sie reagieren auf die rasche Kantenexpansion von sich annähernden Objekten reflexartig. So weichen einzelne Individuen in Schwärmen mit bis zu zehn Millionen Insekten gekonnt Hindernissen aus ohne dabei zu kollidieren“, erklärt Hartbauer.

Dieses Anti-Kollisionsverhalten kann durch das Anbringen von Elektroden an zwei auf Nervensträngen sitzenden Neuronen der Wanderheuschrecken, den sogenannten Kollisionsdetektorneuronen, abgeleitet werden.

„Über zwei gekrümmte Monitore werden den Insekten verschiedene Szenen vorgespielt, vergleichbar wie in einem IMAXX-Kino. Droht eine Kollision, werden bestimmte Nervenfasern aktiviert, was eine Abfolge von elektrischen Potentialen erzeugt. Die werden von uns abgenommen und die Daten weiterverarbeitet“, beschreibt der Bioniker den Ablauf des Versuchs.

Die dabei gewonnene biologischen Daten werden von der Projektpartnerin FH Joanneum in Form eines Algorithmus auf einen Chip gespeichert. Vor ihrem Erstflug in der Natur absolviert die Drohne eine Testphase in einer virtuellen Flugumgebung an der TU Graz.

In Zusammenarbeit mit der Grazer Firma Drone Rescue Systems Inc. kann der neuentwickelte Algorithmus im Falle einer unvermeidbaren Kollision einen Bremsfallschirm auslösen, um den unkontrollierten den Absturz der Flugobjekte zu verhindern.

Derzeit befindet sich das Projekt im Anfangsstadium. Im Oktober 2021 soll ein Demonstrator mit optischen Kollisionssensor vorgestellt werden, der zuverlässig Ausweichmanöver kostengünstig und energiesparend ausführen kann.

Damit könnte nicht nur ein Schritt in Richtung autonome Paketboten gewagt werden, sondern ebenso Knowhow für andere Technologien, wie unter anderem selbstfahrende Fahrzeuge, gewonnen werden.

Assoz. Prof. Dr. Manfred Hartbauer
Institut für Biologie, Universität Graz
E-Mail: manfred.hartbauer@uni-graz.at
Mobil: +43 676 7128630

Media Contact

Mag. Dagmar Eklaude idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer