Internationales seismisches Weitwinkel-Experiment

Geowissenschaftler sprengen Anfang Juni in Sachsen und Bayern

In Zentral-Sachsen und in Nordost-Bayern wird Anfang Juni die Erde einige Male ein wenig beben. Ursache dafür sind keine Erdbeben, sondern Sprengungen, die einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt zu neuen Erkenntnissen verhelfen sollen.

Wissenschaftler der Universitäten Jena und Leipzig sowie der TU Bergakademie Freiberg nehmen an einem internationalen seismischen Weitwinkel-Experiment teil. Darin wird die Beschaffenheit der Erdkruste und der oberen Erdschichten untersucht. „Die Erkenntnisse sollen dabei helfen, dass wir in Zukunft besser vorhersagen können, wie sich Erdbeben in diesen Gebieten ausbreiten werden“, sagt Dr. Alexander Hemmann von der Universität Jena. „Außerdem ermöglichen uns die Daten weitere Aufschlüsse über die Geologie und Tektonik der Regionen“, erklärt der Jenaer Geophysiker. Dazu werden im Rahmen des Experiments für eine begrenzte Zeit seismische Registrier-Apparaturen installiert, die die durch die Sprengungen ausgelösten Signale aufzeichnen. Die Rekonstruktion der Laufwege dieser Signale erlaubt detaillierte Aussagen über die Bodenformationen.

Doch vor dem späteren Schutz der Region steht die Untersuchung, bei der vom 2.-6. Juni Sprengungen durchgeführt werden müssen. „Dafür kamen nur wenige Steinbrüche in Frage, da eine ganze Reihe wissenschaftlicher und geo-technischer Bedingungen erfüllt sein müssen“, erläutert Hemmann die Auswahl der Orte. In Bayern sind je ein Steinbruch der Fa. Hans Deuerlein GmbH & Co KG Schotterwerke und der Dipl.-Ing. W. Maurer Betriebs-GmbH ausgewählt worden. Außerdem ist eine wissenschaftliche Sprengung im freien Gelände geplant. In Sachsen konnten je ein Steinbruch der Vereinten Porphyrbrüche a. d. Rochlitzer Berge GmbH, der Westsächsischen Steinwerke GmbH bei Diethensdorf und der Breitenauer Grauwacke GmbH & Co KG für die Beteiligung am Sprengungs-Experiment gewonnen werden. Eine wissenschaftliche Sondersprengung im Steinbruch Diethensdorf ist für den 6. Juni gegen 18 Uhr vorgesehen. Hierzu sollen die gewonnenen seismischen Signale sogar live auf eine Großleinwand projiziert werden.

„Auf Grund der großen wissenschaftlichen und internationalen Bedeutung zeigten die Steinbruchbetreiber und die Genehmigungsbehörden auf Kreis- und Landesebene eine hohe Kooperationsbereitschaft“, dankt Hemmann allen Beteiligten. Neben Mitarbeitern der Universitäten und des Steinbruchs werden auch mehrere deutsche Sprengsachverständige vor Ort sein, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. „Von den Sprengungen geht keine Gefahr für Gebäude oder Menschen aus“, versichert Hemmann. „Die Erschütterungen wird außer unseren sensiblen Apparaturen kaum jemand wahrnehmen können“, sagt der Jenaer Geophysiker, „und die Daten helfen der Wissenschaft enorm“.

Weitere Informationen zum Projekt – wie die genaue Lage der Profilabschnitte und der wissenschaftlichen Fragestellung – sind auch im Internet zu finden.

Kontakt:

Dr. Alexander Hemmann
Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
Burgweg 11, 07749 Jena
Tel.: 03641 – 948677, Fax: – 948662
E-Mail: hemm@geo.uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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