Auf dem Weg zu synthetischen Antikörpern – Wissenschaftler entwickeln künstliche Nanosensoren

Die Untersuchung derartiger Antikörper-Antigen-Bindungen stellt die Grundlage für viele Diagnoseverfahren in der Medizin dar. Allerdings ist die teure Herstellung und die hohe Empfindlichkeit der dafür erforderlichen Eiweiß-Antikörper ein großer Nachteil.

Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts haben nun Regensburger Wissenschaftler um Prof. Dr. Burkhard König und Benjamin Gruber vom Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau künstliche Rezeptoren bzw. Nanosensoren entwickelt. Diese verfügen über synthetische Bindungsstellen und bilden künstliche Membranen in Form von „Bläschen“ – kugelförmigen Anordnungen aus oberflächenaktiven Molekülen (Liposomen) – aus. Binden andere Moleküle an diese „Bläschen“, dann verdrängen sie Farbstoffmoleküle, die in den Nanosensoren eingelagert sind. Daraufhin ändern die Nanosensoren ihre optischen Eigenschaften und leuchten auf. Zu analysierende Moleküle können auf diese Weise sichtbar gemacht und erkannt werden.

Der entscheidende Vorteil der neuen Nanosensoren liegt in ihrer einfachen und kostengünstigen Herstellung. Ihre Zusammensetzung kann zudem – über einen Baukasten aus unterschiedlichen Fetten (Lipiden) und verschiedenen Farbstoffen – leicht verändert und angepasst werden. Dadurch eignen sich die Nanosensoren für eine ganze Reihe von analytischen Verfahren bei der Untersuchung von Zelleigenschaften.

Derzeit konzentrieren sich die Forscher darauf, noch komplexere Strukturen und größere Biomoleküle erkennen zu können. Langfristiges Ziel ist der Einsatz der neuen Sensoren auf Proteinoberflächen. Dadurch könnte in der Zukunft eine universelle Methode zur Herstellung von künstlichen Antikörpern entwickelt werden.

Die ersten Forschungsergebnisse der Wissenschaftler wurden vor wenigen Tagen in der renommierten Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.

Literatur:
B. Gruber, S. Stadlbauer, A. Späth, S. Weiss, M. Kalinina, B. König: „Angewandte Chemie“ 2010 (DOI: 10.1002/ange.201001101).

B. Gruber, S. Stadlbauer, A. Späth, S. Weiss, M. Kalinina, B. König: „Angewandte Chemie“ International Edition 2010 (DOI: 10.1002/anie.201001101).

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Burkhard König
Universität Regensburg
Institut für Organische Chemie
Tel.: 0941 943-4575
Burkhard.Koenig@chemie.uni-regensburg.de

Media Contact

Alexander Schlaak idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-regensburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer