Vorbild Zelle: Internationales Forschungsteam sucht neue Wege für umweltfreundliche Chemie-Prozesse

Wolfgang Kroutil, Dissertant Stefan Simic und Christoph Winkler (v.l.) suchen neuen Arten von Herstellungsverfahren, um chemische Produktionsprozesse umweltfreundlich zu gestalten. Foto: Uni Graz/Leljak

Von der Zelle lernen

Als Vorbild nehmen die ForscherInnen und ExpertInnen aus Österreich, Spanien, Israel, der Schweiz und den Niederlanden die kleinste lebende Einheit aller Organismen – die Zelle.

Wolfgang Kroutil und Christoph Winkler vom Institut für Chemie der Uni Graz erklären: „In einer Zelle laufen gleichzeitig tausende Reaktionen sehr kontrolliert und effizient ab. Zum Beispiel strukturieren sich Moleküle nach einem bestimmten Muster selbst. In der Zelle wird die Geschwindigkeit, mit der Reaktionen ablaufen, außerdem genau gesteuert. Daher kann sie eine enorme Vielfalt von komplexen Produkten ohne Abfall synthetisieren.“

Mit all diesen Fähigkeiten – und noch einigen mehr – wollen die WissenschafterInnen ihre Herstellungsverfahren ausstatten. Dabei kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Die Grazer Forscher steuern ihr Spezialgebiet, das Konzept der Biokatalyse, bei.

Enzyme aus der Natur fungieren hier als Katalysatoren, die die chemischen Produktionsprozesse vereinfachen und umweltschonend gestalten. Deshalb sind auch keine teuren Geräte oder Chemikalien nötig und es entstehen keine giftigen Abfallprodukte.

„Unser Ziel ist es, die molekulare Synthese so zu revolutionieren, dass eine nachhaltige, grüne Chemieindustrie in Zukunft möglich sein wird“, unterstreicht Wolfgang Kroutil.

Vom Ursprung des Lebens

Im Zuge ihrer Arbeit erhoffen sich die ForscherInnen außerdem, mehr über den Ursprung des Lebens an sich herauszufinden. „Wir wissen noch längst nicht alles über die so genannte ‚Ursuppe‘ aus der die ersten Zellen entstanden sind, und welche Zwischenschritte dabei passiert sind.

Wenn wir herausfinden, wie sich die Zelle selbst organisiert und wie sie ihre Reaktionen kontrolliert, machen wir einen wesentlichen Schritt in Richtung eins grundlegenden Verständnisses des Ursprungs des Lebens“, schildert Christoph Winkler.

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil
Institut für Chemie der Universität Graz
Tel.: 0043 316/380-5350
E-Mail: wolfgang.kroutil@uni-graz.at

https://news.uni-graz.at/de/detail/article/vorbild-zelle/

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Mag. Gudrun Pichler Karl-Franzens-Universität Graz

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