Selbstheilende Katalysatoren für die Wasserstoffproduktion

Das internationale Team vom Bochumer Zentrum für Elektrochemie: Stefan Barwe, Dr. Corina Andronescu, Prof. Dr. Wolfgang Schuhmann und Dr. Justus Masa (von links nach rechts) © RUB, Kramer

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Es ist aber eine Herausforderung, stabile und effiziente Katalysatoren für seine Synthese zu finden. Diese erfolgt durch Elektrolyse von Wasser, wobei an einer Elektrode Wasserstoff, an der anderen Sauerstoff entsteht. Die Elektroden sind mit einem Katalysatorfilm überzogen, der im Verlauf der Reaktion angegriffen wird und an Wirkung verliert.

Katalysatoroberfläche bildet sich von selbst

In einer Machbarkeitsstudie zeigten die Bochumer Chemiker einen neuen Weg auf, um einen hochstabilen Katalysatorfilm zu erzeugen. Sie gaben Katalysator-Nanopartikel in Form eines Pulvers zu der Lösung hinzu, die die Elektroden umgibt. Die durch die Elektrodenräume gepumpten Partikel stoßen mit der Elektrodenoberfläche zusammen; dort bildet sich aufgrund elektrostatischer Anziehungskräfte ein Partikelfilm aus. Dabei scheiden sich Partikel mit positiv geladener Oberfläche auf der Anode und Partikel mit negativ geladener Oberfläche auf der Kathode ab. Der Katalysatorfilm setzt sich also selbstständig zusammen.

Durch den gleichen Mechanismus regenerierte sich die Katalysatoroberfläche während der Reaktion. Neue Nanopartikel aus der Lösung wanderten zu den Elektroden und frischten dort den verschleißenden Katalysatorfilm auf. Dieser Selbstheilungseffekt hielt solange an, wie Katalysatorpartikel in der Lösung vorhanden waren.

Stabil für mehrere Tage

Die Forscher arbeiteten mit Nickelelektroden. Sie testeten zwei unterschiedliche Katalysatorpulver für die beiden Elektroden, jeweils ein auf Nickel basierendes Material und ein auf Cobalt basierendes. Alle Katalysatormaterialien bildeten einen wenige Mikrometer dicken Film auf den Elektroden, wie elektronenmikroskopische Aufnahmen bestätigten. Die Messungen ergaben außerdem, dass sich funktionstüchtige Systeme bildeten, die stabil über mehrere Tage Wasserstoff produzierten.

In weiteren Studien wollen die Chemiker nun den Einfluss von Partikelform und -größe sowie den Einfluss der Elektrolytlösung auf die Effizienz und Stabilität der Katalysatoren genauer untersuchen.

Förderung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützte die Arbeiten im Rahmen des Exzellenzclusters Resolv (EXC1069). Weitere Förderung kam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Projekts „Mangan“ (FKZ 03EK3548).

Originalveröffentlichung

Stefan Barwe, Justus Masa, Corina Andronescu, Bastian Mei, Wolfgang Schuhmann, Edgar Ventosa: Overcoming the instability of nanoparticle based catalyst films in alkaline electrolysers by self-assembling and self-healing films, in: Angewandte Chemie International Edition, 2017, DOI: 10.1002/ange.201703963, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ange.201703963/full

Pressekontakt

Prof. Dr.Wolfgang Schuhmann
Lehrstuhl für Analytische Chemie
Fakultät für Chemie und Biochemie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 26200
E-Mail: wolfgang.schuhmann@rub.de

Media Contact

Dr. Julia Weiler idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer