Mit der Kraft der Pinzette

Molekulare Pinzette<br>Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim/Ruhr<br>

Relativ weit sind die Forschungen bereits für einen möglichen künftigen Einsatz bei der Alzheimer-Erkrankung. Es gibt aber auch schon erste Hinweise, dass diese molekulare Pinzette noch sehr viel mehr kann – eventuell auch gegen Krebs.

Prof. Dr. Thomas Schrader, einer der Erfinder des Pinzetten („Tweezer“)-Moleküls und Professor für Biosupramolekulare Chemie an der UDE: „Ausgangspunkt ist ein Molekül, das die weit verbreite Aminosäure Lysin wie eine Pinzette greifen kann.“ Zusammen mit Forschern vom Chemical Genomics Centre der Max-Planck-Gesellschaft in Dortmund und vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr untersuchte er die kleinen Pinzetten an bestimmten Adapterproteinen, die viele Prozesse im Körper beeinflussen.

Nach neuesten Erkenntnissen unterscheiden die Lysin-Pinzetten sehr empfindlich zwischen unterschiedlichen Standorten der Aminosäure auf der Proteinoberfläche. Mithilfe von Röntgenbeugung und Computersimulationen konnte nun gezeigt werden, an welchem Lysin-Standort sich die Tweezer vorzugsweise festsetzen – und warum das so ist. Damit kann der Einfluss dieses Wirkstoffs auf die Proteine nun genau vorhergesagt werden, für den bisher keine schädlichen Nebenwirkungen bekannt sind.

Für die drei Teams um Thomas Schrader (UDE), Christian Ottman (Dortmund) und Elsa Sanchez Garcia (Mülheim an der Ruhr) ist dies ein viel versprechender Ansatz für verschiedene biologische und medizinische Anwendungsbereiche, auch wenn sich die Forschung dafür noch in einem sehr frühen Stadium befindet. Aber schon jetzt ist absehbar, dass die Hemmung der Adaptorproteine, die die Wissenschaftler jetzt für ihre Experimente verwenden, bemerkenswerte Auswirkungen hat. Bestimmte Adapterproteine sind nämlich in der Lage, andere Proteine so zu stabilisieren, dass sie Zellen vor der Tumorbildung schützen. Dadurch zeichnet sich bereits ab, dass molekulare Pinzetten künftig auch bei der Therapie schwerer Erkrankungen wie Krebs eine Rolle spielen könnten.

* http://brain.oxfordjournals.org/content/135/12/3735
** http://www.nature.com/nchem/journal/v5/n3/full/nchem.1570.html
Weitere Informationen:
• Thomas Schrader, T. 0201-183-308, thomas.schrader@uni-due.de
• http://www.uni-due.de/de/presse/meldung.php?id=7857
Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

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