Forschung an der biologischen Vielfalt in Deutschland

Seit fast zwei Jahren gibt es eine nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland und ab sofort will die deutsche Forschungsgemeinde zur Biodiversität ihre Vernetzung stärken und sich vermehrt in die entsprechenden Diskussionen einbringen.

Dies ist das Ziel des nun gestarteten, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „Netzwerk und Forum zur Biodiversitätsforschung in Deutschland“.

Neues Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gestartet.
Die biologische Vielfalt erleidet durch menschliches Einwirkungen erhebliche Beeinträchtigungen: Der Klimawandel droht mit Extremwetterlagen. Die intensive Landnutzung, Bodenversiegelung oder auch die Überfischung der Meere beeinflussen sie erheblich: Dennoch nimmt die Biodiversität in der Diskussion von Umweltthemen einen hinteren Rang ein.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Seit fast zwei Jahren gibt es eine nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland und ab sofort will die deutsche Forschungsgemeinde zur Biodiversität ihre Vernetzung stärken und sich vermehrt in die entsprechenden Diskussionen einbringen. Dies ist das Ziel des nun gestarteten, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „Netzwerk und Forum zur Biodiversitätsforschung in Deutschland“.

„Deutschland mit seiner großen Zahl wissenschaftlicher Einrichtungen hat eine enorme Breite und Qualität an Biodiversitätsforschung zu bieten, im Grundlagen- wie im anwendungsorientierten Bereich. Dazu zählen nicht nur zahlreiche Lehrstühle an über 80 Universitäten und Fachhochschulen, sondern auch die zahlreichen naturkundlichen Museen, Botanische Gärten und Zoos und zahlreiche außeruniversitäre Einrichtungen“, sagt Dr. Christoph Häuser vom Museum für Naturkunde in Berlin, einer der Teilprojektleiter. „Unser erstes Ziel im Projekt ist, diesen Fundus an Wissen besser zu erfassen und über Disziplinen und Institutionen hinaus weiter zu vernetzen.“

Ende April fand die Auftaktveranstaltung für das Projekt in Berlin statt. Gemeinsam verfolgen die Projektbetreuer – das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Museum für Naturkunde in Berlin, die Universität Potsdam und das Forschungsnetzwerk DIVERSITAS-Deutschland – zwei große Ziele: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten sich Disziplin- und Institutionen übergreifend vernetzen und den Dialog mit Politik und Gesellschaft stärker ausbauen.

Etwa 100 Expertinnen und Experten aus der Forschung und anderen mit Biodiversität befassten Gesellschaftsbereichen waren Ende April in Berlin. Sie haben hier erste Themen besprechen, etwa wie man das Monitoring der Biodiversität in Deutschland verbessern kann oder wie die Ziele einer zukünftigen internationalen Biodiversitätspolitik aus wissenschaftlicher Sicht aussehen könnten. Ziel ist es, im Laufe der nächsten drei Jahre alle interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzusprechen und deren Wissen für die öffentliche Diskussion besser verfügbar zu machen. Eine vielfältige Expertise ist hier gefordert.

Biodiversitätsforschung deckt ein weites Feld ab: von der genetischen Ebene über den breiten Bereich der Erfassung von Arten, ihrer Lebensumstände und Lebensgemeinschaften, ihre Bedeutung für den Menschen und nicht zuletzt den Schutz- und Nutzungsoptionen durch den Menschen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Disziplinen muss daher zusammenarbeiten, um drängende Fragen zu beantworten. Dies betont Elisabeth Kalko, Professorin an der Universität Ulm und Vorsitzende vom DIVERSITAS-Deutschland, einer fächerübergreifenden Plattform von Biodiversitätsforscherinnen und -forschern in Deutschland. DIVERSITAS-Deutschland ist ein maßgeblicher Unterstützer des neu eingerichteten Projektes.

In Zeiten drängender Probleme des Globalen Wandels reicht ein besserer wissenschaftlicher Austausch allein nicht aus. Vielmehr muss diese Expertise aus der Wissenschaft, ähnlich wie in der Klimadebatte, besser an die Politik und die Öffentlichkeit herangetragen werden. „Dies wollen wir mit der Einrichtung eines Forums zur Biodiversitätsforschung verbessern,“ erklärt Dr. Klaus Henle vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, der das Gesamtprojekt koordiniert. „Wir stellen eine zunehmende Nachfrage seitens Behörden und der Öffentlichkeit an der Expertise aus der Wissenschaft fest, zum einen beim Erhalt von Arten und Lebensräumen unter neuen Landnutzungsbedingungen, aber auch in der Frage der Bedeutung von Biologischer Vielfalt für die Dienstleistungen, die die Natur für den Menschen erbringt. Dieser gestiegenen Nachfrage wollen wir mit einer besseren Kommunikation dieser Nachfrage in die Wissenschaft hinein nachkommen.“

Das Projekt wird dabei nicht allein national arbeiten: Denn deutsche Expertise ist nicht nur im eigenen Land gefragt und die Biodiversitätspolitik ist zunehmend international. Dies zeigen auch zahlreiche Projekte zur Biodiversitätsforschung des BMBF etwa in Afrika und Brasilien.

Kontakt:

PD Dr. Klaus Henle, Dr. Carsten Neßhöver
Department Naturschutzforschung, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Permoserstr.15 , 04318 Leipzig
Tel. 0341/235-1270 bzw.-1649; Fax. 0341/235-1470
Email: klaus.henle@ufz.de, carsten.nesshoever@ufz.de
Dr. Christoph Häuser
Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin
Invalidenstr. 43, 10115 Berlin
Tel.: 030-2093 8479
Email: christoph.haeuser@mfn-berlin.de
Prof. Dr. Florian Jeltsch
AG Vegetationsökologie und Naturschutz
Prof. Dr. Markus Fischer
AG Biozönoseforschung / Spezielle Botanik
Institut für Biochemie und Biologie, Universität Potsdam
Maulbeerallee 2, 14469 Potsdam
Email: jeltsch@uni-potsdam.de; fischerm@uni-potsdam.de
Prof. Dr. Elisabeth Kalko
Institut für experimentelle Ökologie
Universität Ulm
Albert-Einstein Allee 11
89069 Ulm
Tel.: 0731 50-22660/61
Email: Elisabeth.Kalko@uni-ulm.de

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Weitere Informationen:

http://www.ufz.de/

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