Einzelne Silber-Nanopartikel in Echtzeit beobachtet

Die Chemikerinnen und Chemiker der RUB ergründen das Verhalten von einzelnen Nanopartikeln, wie sie hier in Lösung zu sehen sind. © RUB, Kramer

Messung in natürlicher Umgebung

Selbst unter wohldefinierten Laborbedingungen haben aktuelle Forschungsarbeiten unterschiedliche, teils widersprüchliche Ergebnisse zur Reaktion von Silber-Nanopartikeln erbracht. „In jeder Nanopartikel-Charge variieren die individuellen Eigenschaften der Partikel wie Größe und Form“, sagt Kristina Tschulik, Mitglied im Exzellenzcluster Ruhr Explores Solvation.

„Mit bisherigen Verfahren wurde meist eine Myriade von Partikeln gleichzeitig untersucht, sodass Auswirkungen dieser Variationen nicht erfasst werden konnten. Oder die Messungen fanden im Hochvakuum statt, nicht unter natürlichen Bedingungen in wässriger Lösung.“

Das Team um Kristina Tschulik entwickelte daher eine Methode, mit der sich einzelne Silberpartikel in natürlicher Umgebung untersuchen lassen. „Unser Ziel ist, die Reaktivität von einzelnen Partikeln erfassen zu können“, erklärt die Forscherin. Dafür braucht es eine Kombination aus elektrochemischen und spektroskopischen Methoden.

Mit der optischen und hyperspektralen Dunkelfeldmikroskopie konnte die Gruppe einzelne Nanopartikel als farbige Bildpunkte sichtbar machen. Anhand der Farbänderung der Punkte, genauer gesagt anhand ihrer spektralen Information, konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Echtzeit verfolgen, was in einem elektrochemischen Experiment passiert.

Abbau der Partikel verlangsamt

Mit dem Versuch stellte das Team die Oxidation von Silber in Anwesenheit von Chlorid-Ionen nach, wie sie häufig in ökologischen und biologischen Systemen erfolgt. „Bislang ging man meist davon aus, dass sich die Silberpartikel in Form von Silberionen auflösen“, beschreibt Kristina Tschulik. Im Experiment bildete sich jedoch schwerlösliches Silberchlorid – selbst wenn nur wenige Chlorid-Ionen in der Lösung vorhanden waren.

„Dadurch wird die Lebensdauer der Nanopartikel extrem verlängert und ihr Abbau unerwartet drastisch verlangsamt“, resümiert Tschulik. „Das ist gleichermaßen für Gewässer wie für Lebewesen wichtig, weil sich das Schwermetall Silber durch diesen Mechanismus lokal anreichern könnte, was für viele Organismen toxisch sein kann.“

Weiterentwicklung geplant

Ihre Technik zur Analyse einzelner Nanopartikel will die Bochumer Gruppe nun weiterentwickeln, um die Alterungsmechanismen solcher Partikel besser zu verstehen. So wollen die Forscher künftig weitere Informationen zur Biokompatibilität der Silberteilchen und zur Lebensdauer und Alterung von katalytisch aktiven Nanopartikeln erlangen.

Förderung

Die Arbeiten wurden unterstützt im Rahmen des NRW-Rückkehrerprogramms sowie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Exzellenzclusters Ruhr Explores Solvation (EXC 1069).

Weitere Fotos zum Download unter:
http://news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2018-07-25-chemie-einzelne-s…

Prof. Dr. Kristina Tschulik
Lehrstuhl für Analytische Chemie II
Fakultät für Chemie und Biochemie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 29433
E-Mail: nanoec@rub.de

Kevin Wonner, Mathies V. Evers, Kristina Tschulik: Simultaneous opto- and spectro-electrochemistry: reactions of individual nanoparticles uncovered by dark-field microscopy, in: Journal of the American Chemical Society, 2018, DOI: 10.1021/jacs.8b02367

Media Contact

Dr. Julia Weiler idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

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