Neuer Marker für Schlaganfalldiagnostik

Über 200.000 Menschen erleiden jährlich einen Schlaganfall in Deutschland, er ist damit die häufigste Ursache für Behinderung im Erwachsenenalter. Mit der plötzlichen, lokalen Mangelversorgung des Gehirnes mit Blut, welche dem Schlaganfall zugrunde liegt, setzen biologische Prozesse im geschädigten Gehirn ein, die sich in ihrem Ausmaß, sowie zeitlichem wie räumlichem Verlauf individuell sehr unterschiedlich entwickeln.

Einige davon können zur Ausweitung des Schadens beitragen, andere die Infarktausweitung eindämmen oder sogar zur Wiederlangung von Hirnfunktion führen. Eine spezifische Diagnose dieser Vorgänge im Gehirn, welche für eine ebenso spezifische Therapie vonnöten wäre, ist aber bisher beim Patienten noch nicht möglich, weshalb die Behandlung dieser dramatischen Erkrankung trotz einiger Fortschritte noch sehr unbefriedigend ist.

Man kann die Patienten nur eingeschränkt individuell behandeln. Ziel der Schlaganfalltherapie der Zukunft muss die gezielte therapeutische Unterbrechung der Schadenskaskaden und die Induktion von Regeneration sein. Dies kann jedoch nur auf Basis neuer, nicht-invasiver diagnostischer Verfahren geschehen.

Für die einzelnen nach einem Schlaganfall ablaufenden Prozesse wie Zelltod, Entzündung, Angiogenese und Störungen der Blut-Hirn-Schranke will nun ein interdisziplinär ausgerichtetes Team in der Neurologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin unter der Leitung von Priv. Doz. Dr. Wunder, Prof. Dirnagl (Neurologie und Centrum für Schlaganfallforschung) sowie Priv. Doz. Dr. Taupitz und Prof. Hamm (Institut für Radiologie) Diagnostika entwickeln, mit denen das Vorhandensein und das Ausmaß dieser Prozesse diagnostiziert werden und damit neue, dem individuellen Patienten angepasste Therapien entwickelt und klinisch geprüft werden können. Die Unternehmen Bayer Schering Pharma AG und Eckert und Ziegler AG wirken ohne öffentliche Förderung im Projekt mit. Für Teile des Vorhabens konnten zusätzlich Mittel von Stiftungen sowie öffentlichen Fördergebern eingeworben werden.

Die Forschung wird mit einem neuen, hochauflösenden SPECT-CT-Gerät (SPECT = Single Photon Emission Computed Tomography) an Kleintieren durchgeführt. Mit dem SPECT-CT kann eine genaue Lokalisierung der diagnostischen Markersubstanzen im Körper vorgenommen werden. Durch die Kombination des SPECT-CT mit weiteren an der Charité vorhandenen Methoden zur Kleintier-Bildgebung kann die Charité sich zu einem in Deutschland führenden Zentrum für die präklinische Forschung auf dem Gebiet der molekularen Bildgebung entwickeln. Diagnostika aus den im Projekt entwickelten Substanzen und neue Dienstleistungen rund um bildgebende Verfahren haben erhebliches wirtschaftliches Potenzial.

Der Zukunftsfonds fördert Projekte, die Erkenntnisse der Berliner Wissenschaft in die Anwendung in Berlin bringen. Das Kuratorium der Technologiestiftung hat auf Empfehlung des Technologie- und Innovationsrates des Landes Berlin entschieden, dieses Projekt zu fördern. Die Förderung ist kofinanziert aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung, EFRE.

Verantwortlich, Rückfragen, Interviewwünsche: TSB Technologiestiftung Berlin, Geschäftsstelle des Zukunftsfonds, Dr. Christian Hammel, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin, Tel: 030 – 46 30 25 59 , Mail: hammel@technologiestiftung-berlin.de

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Frauke Nippel idw

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