Transformation von Ammonium zu Nitrit in Böden: Nicht Proteobakterien, sondern Crenachaeota sind die Schlüsselorganismen

Bisher wurde angenommen, dass hauptsächlich Gram-negative Bakterien für diesen Stoffwechselschritt verantwortlich sind. Die Publikation ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature vom 17. August erschienen.

Die neuen Erkenntnisse werden für die landwirtschaftliche Praxis von großer Bedeutung sein, da nun nach Wegen gesucht werden kann, um die Aktivität der ammoniumoxidierenden Archaea durch gezielte landwirtschaftliche Maßnahmen zu stimulieren und so den Einsatz von Nitrat-haltigen Düngern zu reduzieren.

„Wir untersuchten die Menge des Gens amoA, das für eine Untereinheit des Schlüsselenzyms Ammoniummonooxygenase (amoA) codiert“, erklärt Schloter. „Als Material dienten uns dabei Nukleinsäuren, die aus Böden verschiedener Klimazonen bzw. mit unterschiedlicher Nutzung isoliert wurden“. Übereinstimmend wurden in allen Proben amoA-Genkopien von Crenarchaeota häufiger gefunden als bakterielle amoA-Gene. Die Induktion des entsprechenden Stoffwechselwegs bei Crenarchaeota wurde durch die Anwesenheit entsprechender mRNA bestätigt

„Wir konnten außerdem hohe Mengen an spezifischen Lipiden von Crenarchaeota nachweisen. Der Befund korrelierte zur Menge der amoA-Genkopien“, so Schloter weiter.

Crenarchaeota sind einzellige Lebewesen und gehören zu den Archaea (Archaebakterien oder Urbakterien), die neben den Prokaryonten zu denen die klassischen Bakterien gehören und den Eucaryonten (Pilze, Pflanzen und Tiere) ein eigenes Reich im Stammbaum des Lebens bilden. Schon sehr früh in der Evolution haben sich Bacteria von Archaea differenziert.

Die Ammoniumoxidation ist der erste Schritt der Nitrifikation, ein Schlüsselschritt im globalen Stickstoffkreislauf, der zur mikrobiellen Bildung von Nitrat führt. Das durch Destruenten aus abgestorbener Biomasse frei gesetzte Ammonium wird durch nitrifizierende Bakterien zu Nitrat oxidiert. Dazu ist Sauerstoff aus der Umgebung erforderlich. Dieser Vorgang ist im Boden durchaus erwünscht, denn durch ihn entsteht aus Ammonium das für Pflanzen als Nährelement wichtige Nitrat.

Originalartikel:
Leininger, S., Urich, T., Schloter, M., Gi, J., Nicol, G.W.,, Prosser, J.I., Schuster, S.C. & Schleper, C.: „Archaea predominate among ammonia-oxidizing prokaryotes in soil“

Nature, 17. August 2006, doi:10.1038/nature04983

Für weitere Informationen und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte die GSF- Pressestelle:

GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: 089/3187-2460
Fax 089/3187-3324
E-Mail: oea@gsf.de

Media Contact

Michael van den Heuvel idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer