20.000 Bakterien in einem Liter Meerwasser

Mikrobiologen des Marine Biological Laboratory (MBL) in Woods Hole in den USA haben nachweisen können, dass ein Liter Meerwasser etwa 20.000 verschiedene Arten von Bakterien enthält und dass die Weltmeere möglicherweise sogar durch fünf bis zehn Millionen verschiedene Arten bevölkert werden. Die Biodiversität in Ozeanen ist somit zehn bis hundert Mal größer, als bisher angenommen wurde. Bei der Mehrheit der neu entdeckten Arten handelt es sich um Bakterien, die nur in geringer Anzahl auftreten. Die Ergebnisse der Studie, die ein Teil eines internationalen Projekts zur Katalogisierung des Lebens im Ozean ist, wurden am Montag in der US-amerikanischen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.

Die Forscher zogen Wassermuster an acht verschiedenen Stellen im Atlantik und Pazifik in Tiefen von 550 bis 4.100 Metern. Mittels einer neuen Methode der DNA-Analyse, die so genannte „454 tag sequencing“, untersuchten sie die in den Mustern anwesenden Bakterien. Mit dieser Methode kann ein Organismus anhand von nur kleinen Stückchen DNA identifiziert werden. Somit konnten die Wissenschaftler tausende ungewöhnliche Mikrobenarten unterscheiden, die bei früheren Studien wahrscheinlich übersehen wurden. Den Forschern zufolge tragen diese ungewöhnlichen Mikroorganismen zu einer umfangreichen Palette neuer genetischer Diversität im Ozean bei. Sie vermuten, dass die Bakteriengemeinschaften einen Genpool für genetische Neuerungen darstellen. Diese Lebensgemeinschaften seien sehr alt und das Erbgut der einzelnen Arten unterscheide sich sehr stark.

Im Rahmen dieses Projektes werden insgesamt 1.200 oberflächennahe, mitteltiefe und Tiefseegewässerzonen untersucht. Das Projekt ist ein Teil der International Census of Marine Microbes (IcoMM) http://icomm.mbl.edu und somit des übergreifenden Projektes „Census of Marine Life“ (CoML) http://www.coml.org , das zehn Jahre dauert und ein Mrd. Dollar kostet. Es ist eine Initiative um Diversität, Vorkommen und Verbreitung des Lebens in den Ozeanen zu erforschen und zu verstehen – in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. An dem Projekt ist bis 2010 ein Netzwerk von über 1.700 Wissenschaftlern aus mehr als 70 verschiedenen Ländern beteiligt.

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Reanne Leuning pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.mbl.edu http://www.pnas.org

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