Proteindesigner suchen neue Biokatalysatoren

Im frisch bezogenen Institut für Biochemie der Universität Greifswald werden vom 30. August bis 1. September 2006 über 150 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland aktuelle Aspekte zur Entwicklung maßgeschneiderter Biokatalysatoren (= Enzyme, die eine chemischen Reaktion durch das Herabsetzen der Aktivierungsenergie beschleunigen) vorstellen und diskutieren.

„Proteindesign und Proteinevolution für die Biokatalyse“ ist das Thema des internationalen Symposiums, das von Prof. Uwe Bornscheuer vom Institut für Biochemie der Universität Greifswald organisiert wurde. Abgerundet wird die Tagung durch fachspezifische Vorträge von wissenschaftlichen Experten aus der Industrie, die erfolgreiche Verfahren der Biokatalyse präsentieren. Das vollständige Pogramm kann unter der Internetadresse http://www.chemie.uni-greifswald.de/~biotech/PDB-2006.html abgerufen werden. Gefördert wird das Symposium von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück.

Einen Schwerpunkt der Tagung bilden moderne Methoden zur gezielten Veränderung der Struktur eines Enzyms (Proteindesign), aber auch Verfahren, bei denen die natürliche Evolution „im Reagenzglas“ nachgestellt wird. Dadurch sollen kurze Entwicklungszeiten zur Herstellung stabiler und effizienter Biokatalysatoren ermöglicht werden.

Gegenwärtig basieren die meisten Produkte der chemischen Industrie auf Erdöl. Aus diesem Rohstoff werden der weitaus größte Teil aller Kunststoffe, Chemikalien und Pharmawirkstoffe hergestellt. Angesichts drastisch steigender Ölpreise und einer zunehmenden Verknappung ist die Erschließung alternativer Ressourcen und die Entwicklung neuer Technologien von zentraler Bedeutung, um auch zukünftig die Weltbevölkerung mit Energie, Kraftstoffen, Chemikalien und Medikamenten versorgen zu können. An dieser Stelle setzt die so genannte „weiße Biotechnologie“ an, die durch nachhaltige industrielle Herstellungsprozesse auf der Grundlage natürlicher biologischer Ressourcen gekennzeichnet ist. Sie gehört zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts, da sie alternativ zu petrochemischen Rohstoffen zur Herstellung von Kunststoffen, Chemikalien, Pharmawirkstoffen, aber auch zur energetischen Nutzung unter Einsatz nachwachsender Rohstoffe eingesetzt werden kann. Wichtige Produkte des täglichen Lebens sind beispielsweise technische Enzyme (Proteasen, Amylasen, Cellulasen, Lipasen), die in modernen Waschmitteln zu einer erheblichen Reduzierung des Energieverbrauches und dem Verzicht auf chemische Hilfsstoffe führen. Bereits heute werden große Mengen von Chemikalien wie Acrylamid und Antibiotika über diese Methode hergestellt.

Voraussetzung für die Entwicklung neuer Verfahren und Produkte der weißen Biotechnologie ist unter anderem die Verfügbarkeit von Enzymen, den so genannten Biokatalysatoren, die in jedem lebenden Organismus für den Stoffwechsel vonnöten sind. Diese natürlichen „Beschleuniger“ haben sich in Organismen im Verlauf der Evolution über Millionen von Jahren äußeren Umwelteinflüssen angepasst, so dass heute eine unerschöpfliche Ressource an Biokatalysatoren zur Verfügung steht. Damit Biokatalysatoren in der weißen Biotechnologie Anwendung finden können, müssen sie jedoch zunächst gefunden und in einem weiteren Schritt optimiert werden.

Internationales Symposium „Protein Design and Evolution for Biocatalysis“ (Proteindesign und Proteinevolution für die Biokatalyse)

30. August bis 1. September 2006

Institut für Biochemie, Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 18 c, 17487 Greifswald

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Biochemie
Abteilung Biotechnologie & Enzymkatalyse
Direktor: Prof. Dr. Uwe Bornscheuer
Friedrich-Ludwig-Jahnstraße 18 c, 17487 Greifswald
T +49 3834 86-43 67
F +49 3834 86-41 91
M +49 177-83 49 753
E uwe.bornscheuer@uni-greifswald.de

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