Mäusemänner betören Weibchen mit schönem Gesang

Ultraschalltöne haben Ähnlichkeiten mit Vogelgesängen

Nicht schlecht haben die Forscher um Timothy Holy und Zhongsheng Guo von der Washington-University in St. Louis/Missouri gestaunt, als sie in den Ultraschall-Tönen von Mäusen Ähnlichkeiten mit jenem von Vogelgesängen feststellen konnten. Den Wissenschaftlern war zwar klar, dass Mäuse Töne in dem für Menschen unhörbaren Frequenzbereich ausstoßen können, allerdings konnten sie nicht als Gesang qualifiziert werden, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

„Junge Mäuse stoßen Tönen aus, wenn sie allein gelassen werden oder wenn sie frieren“, erklärt der Neurobiologe Holy. Männliche Mäuse reagieren mit Lauten, wenn sie die Pheromone im Urin von potenziellen Paarungspartnerinnen riechen. Der Wissenschaftler hat eine Software erstellt und die Töne der Mäuse tiefer aufgezeichnet. „Das erste Mal als wir die Töne hörten, waren wir erstaunt, denn sie klangen ähnlich wie Vogelgesänge“, berichtet Holy. Anschließend starteten die beiden Wissenschaftler ein weiteres Experiment: Sie setzten männlichen Mäusen den Geruch von Weibchen aus und begannen die Töne aufzuzeichnen. Das Ergebnis war interessant, denn die Tiere verwendeten immer die gleichen Tonfolgen und wiederholten manche Phrasen.

In weiterer Folge wollen die Forscher nun Gesänge von wildlebenden Mäusen aufzeichnen um festzustellen, ob die Komplexität ihrer Töne größer ist als jene der Labortiere. Außerdem wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob Mäuse die Gesänge von anderen Artgenossen lernen, oder ob sie automatisch reproduziert werden. Bisher konnten die Wissenschaftler erlernte Gesänge nur bei Menschen, Walen und Vögeln feststellen. Eine wesentlich größere Zahl von Tieren produziert ungelernte Töne wie etwa Zikaden, die zur Paarung rufen.

Die untersuchten Labormäuse zeigten nach Angaben von Holy allerdings eine gewisse Präferenz für gewisse Songs, und das, obwohl die Tiere genetisch ident waren. „Das ist wahrscheinlich der beste Beweis dafür, dass es angelerntes Verhalten ist“, so Holy, der allerdings meint, dass die Stufe, die das Lernen spielt, eingeschränkter ist als jenes bei Vögeln.

„Das Ergebnis klingt sehr spannend“, so Norbert Sachser vom Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie, Abteilung für Verhaltensbiologie der Universität Münster im pressetext-Gespräch. „Strukturierte Gesänge sind bisher nur von wenigen Säugetieren bekannt. Das Muster ist für Säugetiere auch nicht typisch“, erklärt der Forscher. Der Forschungsansatz sei jedenfalls viel versprechend und werde dafür sorgen sich das Verhalten von anderen Nagetieren genauer anzusehen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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