Warum Moskitos keine Malaria bekommen

Gen schützt Anopheles vor Plasmodium-Infektion

Wissenschaftler der Johns Hopkins University sind einem Rätsel der Anopheles-Mücken auf die Spur gekommen: Sie haben ein Gen identifiziert das verhindert, dass sich die Mücken selbst mit Malaria anstecken, berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS. Die Forscher wollen damit erneut eine Waffe gegen die tödliche Erkrankung finden. Malaria fordert jährlich zwischen 1,5 und 2,7 Mio. Todesopfer, zwischen 300 und 500 Mio. Menschen erkranken daran.

Das geheimnisvolle Gen trägt den Namen SPRN6. Nach Angaben der Forscher soll nun versucht werden, chemische Sprays zu entwickeln, die den Genschalter praktisch umlegen, so dass sich die Tiere selbst mit Malaria infizieren. Die Moskitos wären dann nicht länger eine Gefahr für den Menschen, da sie den Parasiten Plasmodium nicht mehr übertragen können, glauben die Forscher. „Es sind noch weitere Forschungsarbeiten notwendig, allerdings planen wir dieses Wissen für die Entwicklung neuer Waffen gegen Malaria zu nutzen“, so Marcelo Jacobs-Lorena vom Department of Molecular Microbiolgy & Immunology.

Das Forscherteam um Jacobs-Lorena hatte in zwei untersuchten Moskitospezies Anopheles stephensi und Anopheles gambiae entdeckt, dass das Gen SPRN6 normalerweise „ausgeschaltet“ ist. Wenn sich die Moskitos mit dem Parasiten infiziert haben, wird dieses Gen aktiviert. Wenn nun das Gen ausgeschaltet bleibt, ist die Zahl der Parasiten, die sich bei Anopheles stephensi entwickelt hat um das dreifache gestiegen. Wenn das Gen komplett entfernt wurde, verlangsamte sich der Prozess mit dem Erreger fertig zu werden deutlich.

Das könne sehr gut möglich sein, erklärt der Experte Achim Hörauf vom Institut für medizinische Pathologie an der Universität Bonn www.uniklinik-bonn.de im pressetext-Gespräch. „Ein Vakzin gegen Malaria selbst ist derzeit nicht in Aussicht“, so Hörauf. Man müsse jedes Nadelöhr in der Mücke selbst ausnutzen, um den Prozess der Erkrankung zu unterbrechen. Hörauf rechnet damit, dass es mittelfristig einen Impfstoff geben könnte, der zumindest die Parasitenlast der Bevölkerung wegnimmt. „Die Kontrollprogramme zur Prävention wie zum Beispiel imprägnierte Moskitonetze spielen eine große Rolle, da sie vor den Mückenstichen schützen“, erklärt Hörauf abschließend. Genetische Veränderungen an den Mücken selbst könnten jedoch gefährlich sein, da solche Experimente in der Regel nur einmal durchführbar sind.

Paul Eggleston, Experte für molekulare Entomologie an der Keele University meinte: „Die Organismen haben Millionen Jahre für die Verfeinerung ihres Spiels gehabt. Nun müssen wir Forscher ebenso ambitioniert vorgehen, um diese Mechanismen zu umgehen“, erklärt der Wissenschaftler. „Es bleibt immer das Risiko vorhanden, dass sich die Parasiten genetisch so verändern, dass sie diese Mechanismen erneut in Gang bringen“, meint Jo Lines von der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer