Bodennetze zerstören Tiefseefauna

Untersee-Gebirge werden von Fischern abgegrast

Hunderte von Tiefsee-Spezies, die den Wissenschaftlern bisher noch nicht bekannt sind, werden für immer aussterben, warnen amerikanische Ozeanographen. Grund dafür sind Schleppnetze, die nicht nur die Meere, sondern auch die Böden der unterirdischen Gebirge leer fischen, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Erst in den vergangenen zwei Jahren hatten Forscher der verschiedenen Universitäten und Institutionen entdeckt, dass die Zahl der auf den unterseeischen Gebirgen lebenden Organismen wesentlich größer ist, als bisher angenommen. 40 Prozent der Tiere ist auf den jeweiligen Gebirgsstöcken endemisch. Insgesamt handelt es sich um 600 verschiedene Lebewesen auf nur fünf unterseeischen Gebirgen. Geschätzt wird die Zahl der Gebirge im Pazifik auf über 30.000. „Damit zählen die Lebewesen, die dort heimisch sind zu den am meisten gefährdeten Arten weltweit“, meint die Ozeanographin Karen Stocks von der University of California in San Diego. Obwohl viele der Gebirge in Küstennähe seit Jahren kommerziell befischt werden, haben bisher Fische überlebt, weil sie häufig in tiefergelegene Gewässer gezogen sind.

Bessere Fischereimethoden wie der Einsatz von Sonarsystemen und der hohe Marktpreis für exotische Tiefseefische machen den wertvollen Spezies nun den Garaus. Innerhalb von nur zwei Jahren machen Bodennetze den Meeresgrund zu einer abgemähten Wiese. In Untersuchungen in der Tasman See konnten Wissenschaftler feststellen, dass Korallen und Würmer, die bis zu 90 Prozent der Böden bedecken, innerhalb kürzester Zeit auf knappe fünf Prozent fallen. „Das entspricht einer Einbuße der gesamten Biomasse um die Hälfte“, so Stocks. Das Schlimme daran sei, dass eine Wiederherstellung der wertvollen Böden extrem lang dauert, so die Expertin. Nach Angaben des Meeresbiologen John Dower von der University of Victoria in British Columbia gibt es im Nord-Pazifik Gebiete, die sich seit 50 Jahren immer noch nicht von den Folgen der Fischerei erholt haben.

Bei einer Experten-Konferenz in Oregon haben die Forscher vor einer weiteren Zerstörung durch den kommerziellen Fischfang gewarnt. Insgesamt sind erst 150 dieser unterseeischen Gebirge genauer wissenschaftlich untersucht worden. Bevor die wertvollen Habitate endgültig zerstört werden, müssen die Fischereinationen etwas unternehmen, lautete der Grundtenor.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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