Vancouver erhält Wolkenkratzer aus Holz
Die kanadische Stadt Vancouver erhält ein Hochhaus der besonderen Art. Das Architekturbüro Michael Green Architecture plant aktuell die Errichtung eines 30-stöckigen Wolkenkratzers, der zukünftig die Skyline der Metropole zieren soll. Auch in Norwegen und Österreich hat das Team ähnliche Projekte am Start.
Firmenchef Michael Green bemängelt die über lange Zeit andauernde Vernachlässigung von Holz aus Baumaterial. Experte Thomas Baron von der Bauhaus-Universität Weimar sieht das Potenzial des Baustoffes im Gespräch mit pressetext ebenfalls nicht ausreichend genutzt, ortet aber einen positiven Trend bei Neubauten.
Höhere Gebäude möglich
Für die Stabilität und Feuerfestigkeit der riesigen Konstruktion sollen eigens entwickelte und beschichtete Brettsperrholzblöcke bürgen, deren Schichten kreuzweise angelegt sind. Das Limit ist für Green hier aber noch nicht erreicht. „Wir denken, wir können auch höher bauen als 30 Etagen“, sagt er gegenüber CNN. „Wir haben vor rund 100 Jahren damit aufgehört, Holz zu erforschen. Doch heute haben wir ein völlig neues System aus Massenholzerzeugnissen.“
Holz ist geeignete Alternative
Ähnlich sieht das auch Baron. „Zur Wende ins 20. Jahrhundert ist Holz aufgrund zahlreicher neuer Baustoffe in den Hintergrund getreten“, sagt der Materialexperte im pressetext-Interview. „Man hat damals auch zu wenig auf den Verfalls-Schutz geachtet und auch die Brennbarkeit war ein Problem.“ Er hält es daher für sehr sinnvoll, die Technologie wieder voranzutreiben, zumal Holz als Baustoff über zahlreiche, vorteilhafte Eigenschaften verfügt.
Sein Kollege, Bauingenieur Markus Jahreis, findet das kanadische Wolkenkratzer-Projekt ebenfalls interessant. Er hält das Material – unter Beachtung seiner spezifischen Eigenschaften – für durchaus geeignet um Hochhäuser aufzuziehen. „Holz ist insbesondere für Biegeträger Beton in einigen Punkten sogar überlegen“, schildert er. Zudem verbraucht die Herstellung von Zement eine große Menge Energie. Die Internationale Energiebehörde IEA rechnet pro zehn Kilogramm des Materials mit einem CO2-Ausstoß von sechs bis neun Kilogramm. Holz hingegen entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und speichert es als Kohlenstoff.
Trendwende in Aussicht
Dass viele Ingenieure nach wie vor zur konventionellen Bauweise greifen, liegt in Deutschland laut Jahreis einerseits an der Bauordnung, hauptsächlich jedoch an der großen Lobby der Industrie. Er sieht die Aufstellung vieler Baufirmen als logische Ursache dafür, dass sich hier nur wenig bewegt. Der Forscher hält werbewirksame Kampagnen nach österreichischem Beispiel für einen möglichen Weg, um der Holzwirtschaft im Bereich der Bauindustrie wieder mehr Gehör zu verschaffen. Das Potenzial des Baustoffes wird seiner Meinung nach bei weitem nicht ausgenutzt.
Baron ortet einen positiven Trend bei Neubauten. „15 bis 20 Prozent der Kleingebäude werden aktuell aus Holz gebaut. Der Anteil steigt weiter an. Aufgrund der Umweltdebatte und steigender Energiekosten zeichnet sich hier eine gute Entwicklung ab.“
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