Speiseröhrenkrebs – Operation durch Strahlen- und Chemotherapie ergänzen oder ersetzen

Eine sogenannte Radiochemotherapie, die Strahlen- und Chemotherapie kombiniert, kann den Tumor vor der Operation verkleinern. Damit erhöht sie die Chance, dass sich der Krebsherd anschießend vollständig chirurgisch entfernen lässt. Bei Patienten, bei denen eine Operation zu riskant wäre, liefert auch eine alleinige Radiochemotherapie gute Ergebnisse.

Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer neuen Meta-Analyse hin.

Acht von zehn Krebserkrankungen der Speiseröhre entfallen auf Plattenepithelkarzinome. Häufig sind sie Folge eines langjährigen Tabak- und Alkoholkonsums. „Beim Plattenepithelkarzinom ist eine Operation technisch sehr schwierig, vor allem wenn sich der Tumor im oberen Bereich der Speiseröhre befindet“, berichtet Professor Dr. med. Jürgen Dunst, Präsident der DEGRO und Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität Lübeck. „Die Chirurgen müssen dann den Brustkorb öffnen, um den vom Tumor befallenen Abschnitt der Speiseröhre zu entfernen.“

Die Operation ist für die durch den Krebs geschwächten Patienten riskant. Außerdem gelingt es dem Chirurgen nicht immer, den Tumor vollständig zu entfernen. „Die feinen Ausläufer des Krebsherdes sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen“, erläutert Dunst. „Die feingewebliche Untersuchung zeigt dann häufig, dass sich noch Tumorzellen an den Schnitträndern befinden.“

An vielen Zentren erhalten die Patienten deshalb vor der Operation eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie. Diese Radiochemotherapie verkleinert den Tumor und erhöht die Chance, dass sich der Krebs bei der Operation komplett entfernen lässt. Dies zeigt eine Meta-Analyse, die Chirurgen und Strahlentherapeuten der Technischen Universität München kürzlich im British Journal of Surgery veröffentlicht haben. Allerdings sind Strahlen- und Chemotherapie für Patienten, denen eine schwere Operation bevorsteht, eine zusätzliche Belastung.

Ist dieses Vorgehen zu riskant, bietet sich ein Verzicht auf die Operation an. Die alleinige „definitive“ Radiochemotherapie zielt darauf ab, die Tumorzellen vollständig durch Bestrahlung und Chemotherapie auszuschalten. Wissenschaftler haben das neue Therapiekonzept in mehreren Studien untersucht. Die zusammenfassende Bewertung in der Meta-Analyse zeigt, dass es für die Patienten eine schonende Alternative ist.

Zur Strahlentherapie:
Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.
Literatur:
Kranzfelder M, Schuster T, Geinitz H, Friess H, Büchler P. Meta-analysis of neoadjuvant treatment modalities and definitive non-surgical therapy for oesophageal squamous cell cancer. British Journal of Surgery 2011 Jun;98(6):768–83
Kontakt für Journalisten:
Silke Stark
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.
Pressestelle
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-572
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org

Media Contact

Silke Stark idw

Weitere Informationen:

http://www.degro.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer