Die Privatisierung von Kliniken hat viele positive Aspekte

Diese arbeiten im Durchschnitt wirtschaftlicher als die anderen Klinikträger – obwohl die privaten weniger staatliche Mittel erhalten und höhere Steuern zahlen.

Die Versorgungsdichte und die medizinische Qualität werden durch die zunehmende Privatisierung zumindest auf gleichem Niveau gehalten und in einigen Punkten sogar spürbar verbessert. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI Essen und des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG), München, die in einer umfangreichen Analyse Krankenhäuser in unterschiedlicher Trägerschaft miteinander verglichen haben.

In Deutschland hat die Zahl der Krankenhäuser in privater Trägerschaft von 1996 bis 2007 um 41,6 Prozent zugenommen, ihr Marktanteil beträgt heute rund 28 Prozent. Gleichzeitig sank in diesem Zeitraum die Anzahl der Kliniken in öffentlicher Trägerschaft um gut 31 Prozent und die der freigemeinnützigen um knapp 19 Prozent.

Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung könnte darin liegen, dass die privaten Häuser bei mindestens gleicher Qualität im Durchschnitt wirtschaftlicher als die Kliniken in anderer Trägerschaft arbeiten. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des RWI Essen und des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG), München im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken e.V. (BDPK), Berlin.

Basis der Untersuchung sind die Daten des Statistischen Bundesamts aus den Jahren 1996 bis 2006 und die Jahresabschlüsse von 701 Krankenhäusern aus 2005 und 2006.

Nach der Studie trägt die Privatisierung von Krankenhäusern gerade auf dem Lande dazu bei, die Patientenversorgung sicherzustellen. Der Anteil ländlicher Krankenhäuser ist bei privaten Trägern höher als bei freigemeinnützigen, er hat im Zeitraum zwischen 1996 und 2006 weiter zugenommen.

Für alle Klinikstandorte gilt, dass die privaten Kliniken im Durchschnitt wirtschaftlicher arbeiten, weil ihre Sach- und Personalkosten im Verhältnis zum Umsatz geringer ausfallen als die von Krankenhäusern in freigemeinnütziger oder öffentlicher Trägerschaft.

Die Patientenversorgung wird dadurch nicht schlechter, im Gegenteil: Um den einzelnen Patienten kümmern sich in Krankenhäusern in privater Trägerschaft durchweg mehr Ärzte und Pflegefachkräfte als in öffentlichen oder freigemeinnützigen Krankenhäusern.

Auch die Ausgaben für den medizinischen Bedarf als Anteil der Sachkosten sind in Krankenhäusern in privater Trägerschaft im Vergleich höher. In der Behandlungsqualität lassen sich keine Unterschiede zwischen privaten Kliniken und anderen Trägerformen finden, die Patienten privater Kliniken sind sogar durchschnittlich älter und komplexer erkrankt.

Auch beim Vergleich der vorgehaltenen Intensivbetten, der Zahl medizinisch-technischer Großgeräte und der Ausgaben für den medizinischen Bedarf schneiden die privaten Häuser nicht schlechter ab.

Private Träger kommen leichter an Kapital und investieren mehr

Darüber hinaus fällt die Investitionsautonomie der Krankenhäuser mit privater Trägerschaft größer aus. Aufgrund ihres besseren Zugangs zum Kapitalmarkt können sie sich leichter mit Kapital versorgen und damit Investitionen, die mit Hilfe der staatlichen Investitionsförderung nicht mehr erbracht werden, selbständig tätigen.

Eine höhere Ertragskraft stärkt außerdem die Innenfinanzierung. Dies führt dazu, dass private im Durchschnitt eine deutlich höhere Investitionsquote aufweisen als andere Krankenhäuser. Die Ergebnisse der Studie belegen zudem, dass Krankenhäuser in privater Trägerschaft nicht nur weniger staatliche Fördermittel erhielten sondern gleichzeitig beispielsweise im Jahr 2006 rund 150 Millionen Euro Gewinnsteuern an den Staat abführten. Krankenhäuser in anderer Trägerschaft sind indessen weitgehend steuerbefreit.

Die beiden Institute erwarten, dass der Kosten- und Wettbewerbsdruck auf dem Krankenhausmarkt in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter steigen wird, wodurch sich der Trend der Klinikprivatisierung weiter fortsetzen dürfte. Der zunehmende Wettbewerb im Kliniksektor begünstigt nach Einschätzung der Wissenschaftler weiter eine effizientere Patientenversorgung für die nächsten Jahre.

Einer sinkenden Zahl von Krankenhäusern und Betten werde voraussichtlich eine steigende Nachfrage nach stationären, teilstationären und ambulanten Krankenhausleistungen gegenüberstehen. Um den Wettbewerb zu stärken, könnte beispielsweise der Marktzutritt für Anbieter erleichtert werden. Zudem könnte die Transparenz des Marktes für die Patienten dadurch erhöht werden, dass Krankenhäuser umfassender Informationen über ihre Behandlungsergebnisse öffentlich zugänglich machen als bisher.

Ihre Ansprechpartner:

Dr. Boris Augurzky (RWI Essen) Tel.: (0201) 8149-203
Prof. Dr. Günther Neubauer (IfG) Tel.: (089) 60044 229
Sabine Weiler (Pressestelle RWI Essen) Tel.: (0201) 8149-213

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Joachim Schmidt idw

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