Klima-Herzflimmern

Im aktuellen Wissenschaftsmagazin Nature Geoscience weist eine Gruppe von norwegischen, schweizer und deutschen Geowissenschaftlern nach, dass es vor dem Einsetzen der heutigen Warmzeit sehr schnelle Klimaänderungen gab.

Der Übergang von der stabilen Kaltphase lief über sehr rasche Fluktuationen vor etwa 12150 bis 11700 Jahren vor heute bis zu einem Temperatur-Schwellenwert, mit dem sich das aktuelle, wärme Klima etablierte.

Die Wissenschaftler um J. Bakke von der Universität Bergen untersuchten dazu Sedimente aus dem Kråkenes-See in Südwest-Norwegen. Diese feinstgeschichteten Seeablagerungen stellen besonders geeignete geologische Archive dar, mit denen die Wissenschaftler die Sprunghaftigkeit des Klimas analysieren können. Es stellte sich bei der geochemischen Bestimmung von Titan im Sediment heraus, dass es in dieser Phase zu sehr kurzfristigen Schwankungen des Eintrags dieses Elements in den See kam.

„Wir führen das auf sehr kurzfristige Schwankungen im Schmelzwasser der Inland-Gletscher zurück, die diesen See speisen“, erklärte Professor Gerald Haug vom DFG Leibniz Center for Earth Surface Process and Climate Studies an der Universität Potsdam und ETH Zürich, der zusammen mit seinem Kollegen Peter Dulski vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ diese Analysen durchführte. „Die fluktuierende Gletscherschmelze wird verursacht durch das stoßweise Vordringen des Golfstroms und den dadurch verursachten schrittweisen Rückgang der Meereisbedeckung vor Norwegen.“

Dieser Prozess ist eng gekoppelt mit einer ebenso hochfrequenten Änderung des Westwindsystems und dem damit zusammenhängenden Wärmetransport nach Europa. Dieses Herzflimmern des Klimas spiegelt sich wider, wie gezeigt, im schnell variierenden Schmelzwasserzufluss in den untersuchten See, der zu diesem Zeitpunkt am wohl klimasensibelsten Punkt Europas lag, nämlich dort, wo Golfstrom und Meereisbedeckung sich änderten.

* J. Bakke, Ø. Lie, E. Heegaard, T. Dokken, G. Haug, H. Birks, P. Dulski and T. Nilsen: (2009): Rapid oceanic and atmospheric changes during the Younger Dryas cold period, Nature Geoscience, Advance Online Publication, 15.02. 2009, 18:00 London time

Franz Ossing
Helmholtz Centre Potsdam
GFZ German Research Centre for Geosciences
Deutsches GeoForschungsZentrum
– Public Relations –
Telegrafenberg
14473 Potsdam / Germany
e-mail: ossing@gfz-potsdam.de
Tel. ++49 (0)331-288 1040
Fax ++49 (0)331-288 1044

Media Contact

Franz Ossing Helmholtz-Zentrum

Weitere Informationen:

http://www.gfz-potsdam.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neueste Generation selbstauflösender Stents

Implantate aus Magnesium stützen Herzkranzgefäße und halten sie offen. Verengte Herzkranzgefäße bergen Gefahren: Weil das Herz nicht richtig durchblutet wird, kann es zu Schmerzen, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche und plötzlichem Herztod kommen….

Innovation mit Kurs auf nachhaltige Landnutzung

Mit Roboter, KI und Photovoltaik mehr Gewinn für Umwelt und Gemüseacker. Spannende Chancen für eine umweltgerechte Landnutzung bieten Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI), so die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Ein…

Den Blutkrebs aufhalten

Das MHH-Verbundprojekt TARGET-MPN untersucht, warum bei bösartigen Knochenmarkerkrankungen aus der Gruppe der myeloproliferativen Neoplasien die Krankheit trotz zielgerichteter Behandlung bestehen bleibt und weiter fortschreitet. Hämatopoetische Stammzellen versorgen uns ein Leben…

Partner & Förderer