Darmleiden: Schleim als neuer Behandlungsansatz

In Flaschen abgefüllter Schleim könnte eines Tages eine Rolle bei der Behandlung einer Reihe von Darmerkrankungen spielen, wie das Mount Sinai Hospital schreibt.

Die Studie über die Schleimschicht an den Innenwänden des Darms hat herausgefunden, dass dieser eine Rolle bei der Beruhigung des Immunsystems spielen kann. Das Team um Andrea Cerutti schätzt, dass der Schleim bei Erkrankungen hilft, bei denen eine Entzündung im Darm grassiert. Der menschliche Körper produziert pro Tag rund einen Liter dieses Schleims.

Wirkung auf Immunsystem

Gemeinsam mit der Mount Sinai School of Medicine haben die Forscher untersucht, warum die Darmschleimhaut nicht auf die schier unglaubliche Menge an Bakterien reagiert, die im Darm lebt. An jeder anderen Stelle des Körpers würde das Immunsystem sofort drastische Gegenmaßnahmen gegen diese Eindringlinge einleiten.

Das Team untersuchte die Interaktion zwischen dem in den Eingeweiden produzierten Schleim und dem Immunsystem. Es zeigte sich, dass dieser Schleim nicht nur eine Barriere zwischen Bakterien und Immunsystem herstellt, sondern dass mit MUC2 ein Bestandteil die Immunreaktion dämpft. Laut Cerutti gilt es als erwiesen, dass die Immunreaktion in den dendritischen Zellen gedämpft wird, die bei der Immunreaktion eine entscheidende Rolle spielen.

„Es handelt sich hier um erste Untersuchungen. Wir wissen eigentlich sehr wenig über diesen Schleim“, so Cerutti. Ein Bereich, in dem dieser Schleim auch zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden könnte, sind Darmprobleme. Morbus Crohn, entzündliche Erkrankungen des Darms und Colitis ulcerosa sind schlecht erforschte Krankheiten. Ein gemeinsames Symptom sind jedoch Entzündungen als Teil der Immunreaktion.

Relevante Rolle bei Krebs

Cerutti zufolge ist der Schleim bei diesen Patienten häufig beinträchtigt. Daher wäre es denkbar, ihn auch zur Behandlung einzusetzen. Eine Möglichkeit wäre die synthetische Herstellung des Schleims, die derzeit zwar noch nicht möglich ist, oder ein Medikament, das die gleiche Wirkung auf die Darmschleimhaut hat. Ob Behandlungsansätze zur Verbesserung der Darmschleimhaut auch Patienten mit Darmerkrankungen helfen würden, ist derzeit noch nicht bekannt.

Schleim kommt jedoch nicht nur im Verdauungsapparat vor. Er kleidet auch die Lungen aus und läuft bei Schnupfen aus der Nase. Es bestehen Annahmen, dass er eine ähnlich beruhigende Funktion auch in den Atemwegen hat und eine Rolle bei Allergien und Asthma spielt. Laut Cerutti könnte Schleim sogar bei Krebs relevant sein.

„Verschiedene aggressive Tumore im Dickdarm, den Eierstöcken oder der Brust produzieren Schleim und auch MUC2. Es ist denkbar, dass Schleim der von bösartigen Zellen produziert wird, eine schützende Immunreaktion gegen genau diese Zellen verhindern kann“, verdeutlicht Cerutti. Die Details der Studie wurden im Fachmagazin Science http://sciencemag.org veröffentlicht.

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Michaela Monschein pressetext.redaktion

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