Biogas-Anlage im Fernblick

In Anbetracht der Schadenslage schlug es dem Auftraggeber ein Konzept vor, bei dem die Hardware der bestehenden Steuerungstechnik beibehalten werden konnte. Die Software hingegen sollte komplett neu gestaltet werden – mit den Ziel einer verbesserten Sicherheitstechnik sowie einer verbesserten Bedienoberfläche.

Dazu muss man wissen: Moderne Biogasanlagen werden heute mit überaus kleinen Verarbeitungsfenstern betrieben. Das bedeutet: Wenn sich Parameter ändern, muss der Betreiber das frühzeitig merken und schnell aktiv werden. Er muss also stets über alle wesentlichen Anlagenparameter informiert sein. „Deshalb legen wir bei unseren Projekten größten Wert auf eine Bedienoberfläche, die immer Auskunft über die wesentlichen Parameter des Prozesses gibt“, berichtet Martin Freisinger, der bei GDC das Geschäftsfeld Biogas betreut.

Zunächst wurde zusätzliche Sensorik in die Steuerungstechnik integriert. Dazu gehören unter anderem Druckmessaufnehmer an verschiedenen Anlagenkomponenten sowie Füllstands- und Durchflussmessgeräte, die sich über das vorhandene Profibus-System in die Automatisierungstechnik einbinden ließen. Ganz neu ist zudem die Mensch-Maschine-Schnittstelle der modernisierten Anlage, die mit einer Leistung von bis zu 630 kW Strom erzeugt und ins Netz speist. Alle relevanten Parameter wie der Druck, der Füllstand und auch der Gehalt an Inhaltsstoffen in den Vorlage- und Reaktionsbehältern werden nun automatisch erfasst und dokumentiert. Die Rezepturen, nach denen die Reaktionsbehälter beschickt werden, sind in der Steuerung hinterlegt. Das gewährleistet eine gleichmäßige Leistung der Anlage.

Alle einschlägigen Normen und Richtlinien – dazu gehören zum Beispiel die ATEX-Richtlinien, das Wasserhaushaltsgesetz und die EU-Biogas-Verordnung – wurden bei der umfassenden Modernisierung der Anlage berücksichtigt. Die Genehmigungsbehörde hat der neuen Anlage einen hohen Sicherheitsstandard bescheinigt.

Ein wichtiger Sicherheitsaspekt im Rahmen der Modernisierungsmaßnahmen ist auch die neue Online-Fernüberwachung. Dadurch ist der Betreiber nämlich in der Lage, sich kontinuierlich über Prozessparameter sowie eventuell abweichende Werte zu informieren. Das ermöglicht eine schnelle Reaktion. Martin Freisinger sagt dazu: „Diese Option lässt sich mit geringem Aufwand in bestehende Steuerungskonzepte integrieren. Inzwischen haben wir mehrere Anlagen in ein solches Überwachungssystem eingebunden – zum Beispiel die Anlagen einer Fettschmelze und einer Tierkörperbeseitigungsanstalt.“

Übrigens: GDC rechnet mit einem starken Zuwachs für derartige Re-Engineering-Aufgaben, denn bislang sind in Europa immerhin rund 6.000 Biogas-Anlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von über 2.300 Megawatt in Betrieb; die Branche erwartet, dass bis zum Jahr 2013 nochmals rund 3.000 neue Anlagen dazu kommen.

Dabei muss man stets zweigleisig denken. Denn für die zukünftige Energieversorgung spielt neben dem steten Neubau – ganz ähnlich wie in der Windkrafttechnik – auch die kontinuierliche Modernisierung der vorhandenen Anlagen mit dem Ziel der weiteren Leistungssteigerung eine unverzichtbare wichtige Rolle. ms

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