Anpassung an den Klimawandel: Grosse Herausforderung für den Wald

Mit Mischwäldern - hier mit Eiche, Buche und Weisstanne - lassen sich Risiken für die Waldleistungen vermindern. Peter Brang (WSL)

Der Klimawandel läuft so schnell ab, dass fraglich ist, ob sich der Wald ohne menschliche Eingriffe daran anpassen und seine vielfältigen Leistungen wie Holzproduktion, Schutz vor Naturgefahren oder als Erholungsraum für die Bevölkerung weiterhin erbringen kann. In der Schweiz beträgt die Erwärmung seit Beginn der Industrialisierung bereits rund 1.9°C. Mit der im Klimaübereinkommen von Paris angestrebten Begrenzung der Erwärmung auf global 1.5 bis 2°C kommen weitere 1 bis 2°C dazu.

Für die Wälder der Schweiz bedeutet diese Erwärmung eine Verschiebung der Vegetationszonen um 500-700 Höhenmeter nach oben. So werden in tiefer gelegenen Bergwäldern, in denen heute Nadelbäume dominieren, künftig zunehmend Laubbäume gedeihen. Steigende Temperaturen und zunehmende Trockenheit während der Vegetationszeit setzen die Bäume unter Stress, erhöhen die Waldbrandgefahr und fördern den Befall durch Schadorganismen. Betroffen ist zum Beispiel die Fichte, die bei anhaltender Trockenheit anfälliger für Borkenkäferbefall ist. Sie wird künftig in tieferen Lagen seltener, während trockenheitstolerantere Arten wie die Traubeneiche dort zunehmend bessere Bedingungen finden werden.

Förster und Waldeigentümer sollten ihre Waldpflege bereits heute auf diese zukünftigen Bedingungen ausrichten. Um sie mit soliden fachlichen Grundlagen auszustatten, haben die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und das Bundesamt für Umwelt BAFU 2009 das Forschungsprogramm Wald und Klimawandel lanciert (siehe Kasten 1). Die Resultate vermitteln einen für Mitteleuropa einmaligen, umfassenden Überblick über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bäume und auf die vielfältigen Leistungen des Waldes.

Sicherstellung der Waldleistungen auch im Klimawandel

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Wälder dem Klimawandel in begrenztem Mass anpassen können. Sie dürften jedoch ihre Leistungen – etwa die Schutzwirkung gegenüber Naturgefahren, die wichtiger werdende Produktion von Holz als Rohstoff und Energieträger oder die Erholungsleistung – nicht mehr überall im gewohnten Ausmass erbringen. Ein grösseres Störungsereignis wie beispielsweise der Waldbrand oberhalb von Leuk (VS) im Hitzesommer 2003 kann die natürliche Schutzfunktion des Waldes vor Naturgefahren untergraben und teure Massnahmen wie Aufforstungen und Lawinenverbauungen nötig machen. Dort wird es Jahrzehnte dauern, bis die volle Schutzwirkung des Waldes wieder hergestellt ist. Aufgrund des Klimawandels können solche Störungsereignisse zukünftig häufiger auftreten.

Um einem Ausfall solcher Waldleistungen vorzubeugen, entwickelte das Forschungsprogramm an veränderte klimatische Bedingungen angepasste Bewirtschaftungsstrategien. Sie beinhalten insbesondere eine verstärkte Förderung der Vielfalt der Baumarten. Wie ein Wald vom Klimawandel betroffen wird und welche Art der Bewirtschaftung seine Überführung in die neuen Klimabedingungen erleichtert, hängt entscheidend von den Eigenheiten des jeweiligen Standorts ab, also vor allem von Bodenmächtigkeit, Wasserversorgung und Ausrichtung zur Sonne. Diese Bedingungen wechseln kleinräumig und müssen bei der Bewirtschaftung beachtet werden. So lassen sich beispielsweise auf kleinflächig aufgelösten Standortkarten Bereiche darstellen, in denen auch die klimasensitive Fichte weiterhin gedeihen kann (Kasten 2). Zurzeit werden Baumarten-Empfehlungen in sogenannten Waldtests zusammen mit den kantonalen Waldfachstellen sowie Waldeigentümer-, Holzwirtschafts- und Umweltverbänden überprüft.

http://www.wsl.ch/medien/news/wald_klimawandel_schluss/index_DE Medienmitteilung Eidg. Forschungsanstalt WSL

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Reinhard Lässig idw - Informationsdienst Wissenschaft

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