Materialwissenschaftler gehen jetzt Stempeln

Institut der Universität Jena wird Europäisches Exzellenzzentrum für Mikrokontakt-Stempeldruck-Technologie „SoLiTech“

Das Institut für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie (IMT) der Friedrich-Schiller-Universität Jena wird der Sitz eines neuen europäischen Exzellenz-Zentrums für Mikrokontakt-Stempeldruck-Technologie „SoLiTech“. Die Methode der „Soft Lithography“ oder „Micro Contact Printing“ ((CP), wie das Verfahren zur Oberflächenstrukturierung im Englischen auch heißt, wurde an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, USA entwickelt. Die Technologie wird als zukunftsträchtige und vor allem kostengünstige Alternative zur Photolithographie angesehen, mit der bisher Computerchips hergestellt werden. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission in den nächsten vier Jahren mit über 650.000 Euro gefördert.

Es richtet sich aber nicht ausschließlich an die Chipindustrie, sondern hauptsächlich an den schnell wachsenden Biotechnologiemarkt. „Wir wollen ausloten, in wie weit sich diese moderne Technologie zur Modifikation von Biomaterialien – wie medizinischen Implantaten oder Biochips – eignet,“ sagt der Direktor des IMT Prof. Dr. Klaus D. Jandt. „Im Rahmen dieses Projekts“, so der Chef des neuen Exzellenzzentrums weiter, „sollen die international besten Köpfe nach Jena an das IMT geholt werden, um hier diese Technologie weiter zu entwickeln“. Die mit Soft Lithography modifizierten Implantate könnten zu kürzeren Einheilzeiten und damit zu einem kürzeren Krankenhausaufenthalt für Patienten führen, hofft der Jenaer Materialwissenschaftler.

Kern der Soft Lithography ist ein weicher mikro- oder nanostrukturierter Polymerstempel. Dieser Stempel wird auf eine Materialoberfläche gedrückt, auf der dann eine charakteristische, selbstorganisierte Struktur zurückbleibt. Als „Stempelfarbe“ werden kleine Moleküle benutzt, die z. B. das Zellwachstum fördern, Wasser oder Bakterien abweisen können. Als besonderer Clou werden zur Herstellung der Stempelvorformen u. a. keramische Nanopulver benutzt. „Dieser Ansatz ist innovativ und soll neue und unkonventionelle Stempelformen ermöglichen,“ sagt PD Dr. Jörg Bossert vom IMT und fährt fort: „Außerdem fördert dieses Projekt den Wissenstransfer durch eine enge Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen, wie dem Institut für Physikalische Hochtechnologie (IPHT), und der Industrie. Durch das Projekt sollen neue Technologien für die Thüringer Industrie zugänglich gemacht werden.“ Das SoLiTech-Projekt des IMT soll ein weiterer wichtiger Meilenstein beim Aufbau eines neuen Schwerpunktes und eines Netzwerkes im Bereich der nanofunktionalisierten und nanostrukturierten Biomaterialien-Grenzflächen in Jena sein. „Industriebetriebe und Forschungeinrichtungen, die Interesse an der Mitarbeit haben, sind eingeladen, sich an das IMT zu wenden“, sagt Prof. Jandt.

Kontakt:

Prof. Dr. Klaus D. Jandt
Institut für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie der Universität Jena
Löbdergraben 32, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 947731
E-Mail: k.jandt@uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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