Keine Patentlösung für Artenschutz von Walen und Delfinen

Delfine<br>Quelle: Rob Williams<br>

Bis zum Jahr 2020 sollen zehn Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden – das hat die Biodiversitäts-Konvention der Vereinten Nationen 2012 beschlossen. Davon würden auch die knapp 120 verschiedenen Meeressäugerarten profitieren.

Doch welche Standorte kommen infrage, um möglichst viele unterschiedliche Arten zu schützen – und zwar effizient und kostengünstig? Die Vermutung liegt nahe, dass sich dafür Gewässer eignen, in denen die Artenvielfalt besonders hoch ist. Eine Studie aus dem Jahr 2011 behauptete zum Beispiel, dass der Schutz von nur vier Prozent der Ozeane ausreichen würde, um einen Großteil der Wal-, Delfin- und Robbenbestände zu sichern.

Dass dies jedoch der falsche Ansatz sein könnte, zeigt die Freiburger Biologin Dr. Kristin Kaschner mit einer nun in der Fachzeitschrift „Ecography“ erschienenen Studie. Die Arbeit ist in Zusammenarbeit mit einem Team aus Schottland, den USA, Kanada und Mexico entstanden.

Die Forscherinnen und Forscher fanden einen negativen Zusammenhang zwischen der Artenvielfalt und der Qualität eines Standorts für jede einzelne Meeressäugerart. Den Ergebnissen zufolge entsprechen Standorte mit den meisten Arten nie den Gebieten, in denen irgendeine einzelne Art am häufigsten vorkommt. Würde man diese artenreichen Gebiete bewahren, blieben die wichtigsten Standorte gefährdeter Tiere komplett ungeschützt.

Ein Problem der bisherigen Forschung sind die Datenlücken in Bezug auf Meeressäuger. Der Mangel an Karten im Weltmaßstab mit genauen Angaben über die Anzahl von Tieren in verschiedenen Regionen hat zu dem Vorschlag geführt, man könne einfache Verbreitungskarten für verschiedene Arten kombinieren, um Standorte mit einer hohen Artenvielfalt ausfindig zu machen. Diesen Ansatz stellt das internationale Forschungsteam mit seiner aktuellen Studie infrage.

Ein Patentrezept für den Schutz von Artenvielfalt gibt es nicht, sagt Kaschner, die derzeit am Projekt „PELAGIC“ des französischen Biodiversitätsforschungsprogramms „CESAB“ mitarbeitet: „Wir müssen sicherstellen, dass zukünftige Monitoringverfahren verbessert werden, um die kritischen Wissenslücken zu schließen. Bis dahin müssen wir eine Bestandsaufnahme aller verfügbaren Informationen machen und unter Anwendung der vorhandenen wissenschaftlichen Methoden das Beste herausholen.“ Das Team von Biologen und Statistikern entwirft praktische und kostengünstige Lösungen, um die Qualität der notwendigen Daten für solche Entscheidungen zu verbessern. Karten auf der Basis von Gutachten und Daten aus verschiedenen Quellen könnten beispielsweise mit Vorhersagemodellen kombiniert werden, um kritische Standorte ausfindig zu machen.

Originalveröffentlichung:
Williams, R., J. Grand, S.K. Hooker, S.T. Buckland, R.R. Reeves, L. Rojas-Bracho, D. Sandilands, K. Kaschner. 2013. Prioritizing global marine mammal habitats using density maps in place of range maps. Ecography 36: in press. doi: 10.1111/j.1600-0587.2013.00479.
Kontakt:
Dr. Kristin Kaschner
Institut für Geo- und Umweltwissenschaften
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-8666, 0172 6978709
E-Mail: kristin.kaschner@biologie.uni-freiburg.de

Media Contact

Rudolf-Werner Dreier Uni Freiburg im Breisgau

Weitere Informationen:

http://www.uni-freiburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer