Für einen guten Zustand der Gewässer

Prognosemodell für Pflanzenschutzmittelbelastung der Oberflächengewässer

Einträge von Pflanzenschutzmitteln (PSM) stellen eine Gefahr für den „guten Gewässerzustand“ der Oberflächengewässer dar, der bei der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bis zum Jahre 2015 erreicht werden soll. Die laufende Bestandsaufnahme von Belastungen und deren Auswirkungen auf den guten Zustand macht daher auch eine Quantifizierung der Einträge von Pflanzenschutzmitteln aus diffusen Quellen erforderlich. Das Institut für Ressourcenmanagement der Universität Gießen entwickelte – in einem Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamtes – das Prognosemodell DRIPS (Drainage-Runoff-Spraydrift Input of Pesticides in Surface Waters). Es soll Schätzungen ermöglichen, wie sich die PSM-Anwendungen im Ackerbau, auf die PSM-Konzentrationen in Flüssen auswirken.

Folgende Messergebnisse verdeutlichen, welche Probleme Pflanzenschutzmittel in den Gewässern verursachen: Von 38 wasserwirtschaftlich bedeutenden PSM hielten in den Jahren 2000-2002 nur acht die Zielvorgaben der Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) an allen untersuchten Messstellen des LAWA-Messnetzes ein; fünf überschritten sie an mehr als 25 Prozent der Messstellen. Bei 25 der 38 PSM traten vereinzelt Überschreitungen auf. Die Belastungen sind auf sachgerechte Anwendungen – die mit dem DRIPS-Modell abgebildet werden – , aber auch auf nicht sachgerechte Anwendungen der PSM zurückzuführen.

Das Modell soll es künftig ermöglichen, die zu erwartenden PSM-Konzentrationen in Flussgebieten zu prognostizieren. Daraus lässt sich schätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Qualitätsziel voraussichtlich überschritten wird. Dargestellt in Karten, eignen sich die Ergebnisse dann gut zur Identifikation von „hot spots“ der diffusen PSM-Einträge. Daran kann dann die Wasserwirtschaft eigene Messungen orientieren.

Als diffuse Quellen berücksichtigt das Modell DRIPS: Abschwemmung durch Oberflächenabfluss, Drainage- sowie Abdrift-Einträge aus Ackerflächen. Dabei werden die am häufigsten in Deutschland ein gesetzten 59 PSM-Wirkstoffe betrachtet. In der Summe aller für das Jahr 2000 errechneten Einträge ist nach den Modellergebnissen im Ackerbau der Oberflächenabfluss – mit knapp 15.000 kg im Jahr – der mit Abstand dominierende Eintragspfad. Es gilt allerdings weiterhin, dass in vielen Regionen Deutschlands ein erheblicher Teil der PSM-Einträge über die Hofabläufe als Folge der Waschvorgänge der Pflanzenschutzgeräte auf den Landwirtschaftsbetrieben in die Gewässer gelangt. Diese werden mit dem Modell nicht erfasst. In Obst- und Gemüsebaugebieten mit einem dichten Gewässernetz ist die Abdrift für die Gesamtbelastung von entscheidender Bedeutung; im Weinbau hingegen die Abschwemmung.

Die Pflanzenschutzmittel sind eine bedeutende Gruppe der den guten Zustand der Oberflächengewässer gefährdenden Stoffe. Das DRIPS-Modell ist deshalb ein wichtiges Hilfsmittel, um im gerade begonnenen Prozess zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie die PSM-Einträge innerhalb der laufenden Bestandsaufnahme zu schätzen.

Schädigungen der Gewässerstruktur – wie zum Beispiel Wehre, die Wanderungshindernisse für Fische darstellen – oder diffuse Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft stellen weitere bedeutende Belastungen der Oberflächengewässer dar. Sollten die ab 2006 durchzuführenden Messprogramme die Einschätzungen der Bestandsaufnahme bestätigen, müssen die Maßnahmen bei allen Belastungen in der jeweils adäquaten Weise ansetzen. Im Jahr 2009 sollen die Maßnahmenprogramme zur Wasserrahmenrichtlinie beschlossen werden und im Jahr 2012 umgesetzt sein.

Die Publikation „Prediction of Pesticide Concentrations in German River Basins from Agricultural Inputs“ ist in der Schriftenreihe BERICHTE des UBA als Nummer 02/04 in englischer Sprache mit deutscher Kurzfassung erschienen. Sie umfasst 215 Seiten mit 26 Farbkarten, kostet 39,80 Euro und ist beim Erich Schmidt Verlag Berlin, Genthiner Str. 30g, 10785 Berlin sowie im Buchhandel (ISBN-Nr.: 3-503-08322-7) erhältlich.

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Jana Schmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.umweltbundesamt.de

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