Mülltrennung wird bald überflüssig

Automatische Sortieranlage in Essen entspricht derzeitigen Umweltstandards

Testläufe in Sortieranlagen zeigen, dass Maschinen Abfälle inzwischen besser und billiger trennen können als der Mensch: Das Ende des Müllsammelsystems Duales System Deutschland (DSD) mit dem Grünen Punkt sei deshalb absehbar, schreibt das Technologiemagazin „Technology Review“ in der April-Ausgabe, die am 18. März erscheint.

Bis zu zwölf Abfallarten müssten die Deutschen derzeit von Hand trennen, so der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE). Doch die Deutschen seien keineswegs begeisterte Mülltrenner. Die Anteile der Verunreinigungen in Gelben Säcken und Tonnen – im DSD-Jargon „Fehlwürfe“ genannt – seien groß und würden zunehmen.

Verschärft werde die Situation durch das Dosenpfand, so die Einschätzung des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) : „Mit dem Dosenpfand hat der Grüne Punkt Verpackungen verloren, die noch halbwegs kostengünstig zu recyceln waren: Metalldosen, PET-Flaschen und Einwegglas. Was in der Gelben Tonne übrig bleibt, ist Restmüll und ein Mischmasch aus Milchdöschen, verschmutzten Folien oder kleinen Joghurtbechern und anderen Mini-Portions-Verpackungen“, kritisiert BVMW-Präsident Mario Ohoven.

Weniger Grüne Punkt-Verpackungen bei relativ gleichbleibenden Entsorgungskosten müssten notgedrungen zu höheren Lizenzgebühren führen. „Diese Logik ist in der aktuellen Wirtschaftslage den Verbrauchern und der Industrie aber nicht mehr zuzumuten. Es ist daher längst an der Zeit, den überregulierten und von Machtkartellen beherrschten Entsorgungsmarkt aufzubrechen“, fordert Ohoven.

Mülltrennung in Sortierfabriken könnte hingegen ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein. „In Tests hat eine automatische Sortieranlage in Essen innerhalb von 53 Stunden mehr Wertstoffe aus 800 Tonnen Restmüll herausgeholt, als die Verpackungsverordnung vorschreibt. Die Fabrik in Essen arbeitet vollautomatisch mit einem etwa 2,4 Kilometer langen und rasend schnellen Fließband, bis auf zehn Meter, wo in Handarbeit Großfolien wie Schlauchboote aus dem Müll geholt werden“, schreibt Technology Review.

Mit der neuen Technik ließen sich die derzeitigen Umweltstandards also auch ohne Gelbe Tonne mehr als erfüllen. „Hätte die heutige Technologie 1991 schon existiert, wäre die Mülltrennung wohl nie eingeführt worden“, so Klaus Wiemer, Professor für Abfallwirtschaft und Altlasten an der Universität Kassel.

Mittlerweile laufen neben kleinen Pilotprojekten auch Langzeitversuche im großen Stil. So geschieht seit Anfang März in einigen Kommunen Nordrhein-Westfalens das vermeintlich Skandalöse hochoffiziell: „Was Bürger sorgfältig in Graue und Gelbe Tonnen getrennt haben, wird nach der Abfuhr wieder zusammengeworfen für den bislang umfassendsten Test maschineller Müllsortiertechnik. Restmüll wird zurzeit üblicherweise gar nicht sortiert, ein knappes Drittel wird verbrannt, die übrigen zwei Drittel landen auf Deponien. Ab Juni 2005 ist mit dem schlichten Deponieren jedoch Schluss. Die 61 deutschen Müllverbrennungsanlagen werden dann überfordert sein“, so Technology Review.

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Gunnar Sohn pressetext.deutschland

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