Forscher: Hochwasser schadet der Natur nicht

Überflutungen gehören zur Dynamik des Naturgeschehens

Hochwasser verursacht keine Schäden an der Natur. Schaden entsteht nicht der Natur, sondern ihren wirtschaftlichen Nutzern, erklärt Kurt Kotrschal von der Konrad Lorenz Forschungsinstitut. Überflutungen habe es nach Ansicht des Wissenschaftlers immer gegeben. Sie gehören zur Dynamik des Naturgeschehens, sind für die Erhaltung von Aulandschaften notwendig, schaffen neue Lebensräume, kurbeln Besiedlungsabfolgen an und dienen damit der Erhaltung einer hohen Artenvielfalt.

„Immer wieder hat es in den vergangenen Tagen die Behauptung gegeben, das Hochwasser verursache große Schäden an der Natur. Dies ist aus biologischer Sicht falsch“, so der Forscher, der auch am Zoologischen Institut der Universität Wien tätig ist. Natürlich würden durch Hochwasser viele Tiere und Pflanzen vernichtet. Die dadurch lokal verringerten Populationsdichten von Wildtieren und Fischen würden aber rasch wieder durch Einwanderung aus angrenzenden Gebieten und durch verstärkte Vermehrung ausgeglichen. „So schrecklich der Anblick von toten Tieren auch sein mag: weder Rehe, noch heimische Fischarten sterben durch das Hochwasser aus“, erklärt Kotrschal. Schaden entstehe jenen, welche die Bewirtschaftung von Natur mit Naturschutz verwechseln.

Fischer sind an hohen Besatzdichten interessiert. Damit verursachen sie genau jene Probleme, deren Bekämpfung sie dann von der Gesellschaft verlangen wie etwa Reiher und Kormorane. „Ständig werden Gewässer mit lebensraumfremden Fischarten besetzt, etwa mit nordamerikanische Regenbogenforellen. Diese gefährden die Bestände an heimischen Arten wie Bachforelle, Saiblinge und Äschen in weit größerem Ausmaß, als etwa die verteufelten Kormorane“, so Kotrschal. Dass nachbesetzte Regenbogenforellen durch das Hochwasser vernichtet wurden, sei kein Schaden an der Natur, sondern „eine Art Selbstreinigungsprozess“. Der Forscher sieht dies als „Retourkutsche für die beharrlich Bewirtschaftung der Gewässer gegen die Natur“.

„Tragisch ist, dass so viele Betriebe und Heime durch die Fluten vernichtet wurden. Vielleicht aber verhilft diese Katastrophe endlich der Einsicht zum Durchbruch, dass sich eben nicht alle Naturräume zum Siedeln eignen und dass Verstöße gegen ökologische Grundregeln teuer bezahlt werden müssen“, so der Wissenschaftler. Das Wissenschaftsjournal Science erhob das 21. Jahrhundert zum „Jahrhundert der Überschwemmungen“. Klimafolgenforscher geben an, dass die Schäden weltweit pro Jahr 200 Mrd. Dollar betragen werden. „Wirtschaften mit der Natur, nicht gegen sie, wird also auch aus finanziellen Gründen immer vordringlicher“, so Kotrschal.

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Wolfgang Weitlaner pte.online

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