Wissenschaft als (Traum)Beruf?

Als interessant und erfüllend beschreiben junge Akademiker/innen ihre berufliche Tätigkeit in der Wissenschaft. Forschung zu betreiben, bedeutet für viele von ihnen, in hohem Maße selbstbestimmt und von den eigenen Interessen geleitet zu arbeiten. Doch wer sich längerfristig für eine Karriere in Wissenschaft und Forschung entscheidet, muss in der Regel eine Reihe von Unsicherheiten und Unwägbarkeiten in Kauf nehmen, denn der Weg zu einer Professur ist in Deutschland nur schwer planbar.

Diese und weitere Ergebnisse stammen aus einer neuen Studie des HIS-Instituts für Hochschulforschung (HIS-HF), die sich damit befasst, wie Nachwuchswissenschaftler/innen an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland ihre berufliche Situation beurteilen und wie viele Doktorand/inn/en und Post-Docs tatsächlich dauerhaft in der Wissenschaft tätig sein wollen.

Die Befragungsergebnisse belegen, dass Projektarbeit und zeitlich befristete Arbeitsverträge demnach die berufliche Situation junger Wissenschaftler/innen in Deutschland bestimmen – und zwar weitgehend unabhängig davon, ob sie sich noch in der Promotionsphase befinden oder bereits promoviert sind. In den Einschätzungen der befragten Nachwuchswissenschaftler/innen wird deutlich, dass insbesondere die Planbarkeit der Karriere und die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Wissenschaft kritisch beurteilt werden. Ähnliches gilt auch für die Möglichkeit, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Insbesondere Wissenschaftlerinnen bewerten die Chancen, familiäre und berufliche Anforderungen in Einklang zu bringen, kritisch. In diesen Feldern bestehen somit für die Hochschulen Handlungsmöglichkeiten, um für Nachwuchswissen-schaftler/innen noch attraktiver zu werden.

Trotzdem stellt der Beruf „Wissenschaftler/in“ für viele Befragte ein erstrebenswertes und attraktives Ziel dar. Vor allem die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu forschen, macht nach ihren Angaben die Attraktivität einer wissenschaftlichen Karriere aus. Immerhin rund drei Viertel der Nachwuchswissenschaftler/innen sehen ihre Zukunft vorrangig in der Forschung – entweder an Hochschulen, an außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder in der Wirtschaft. Die Studie wirft jedoch auch die Frage auf, inwiefern es den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gelingt, die jungen Forscher/innen auf Berufsfelder außerhalb der Wissenschaft vorzubereiten, um ihnen möglichst vielfältige berufliche Optionen zu eröffnen.

„Rund zwei Drittel der befragten Forscherinnen und Forscher sehen sich selbst auf Tätigkeiten außerhalb des Wissenschaftssystems gut vorbereitet. Unter Ingenieuren sind es überdurchschnittlich viele, in den Natur- und Sozialwissenschaften ist der Anteil dagegen geringer“, sagt dazu Steffen Jaksztat vom HIS-Institut für Hochschulforschung, der an der Studie mitgearbeitet hat.

Ein wichtiger Baustein zu einer besseren Vorbereitung auf Tätigkeiten außerhalb der Wissenschaft ist die Arbeitskultur. Nachwuchswissenschaftler/innen, die in kooperativen, anspruchsvollen und fördernden Arbeitsumfeldern tätig sind, bewerten nicht nur ihr überfachliches Kompetenzniveau besser, sondern sie fühlen sich auch eher auf berufliche Tätigkeiten außerhalb des Wissenschaftssystems vorbereitet.

„Da nicht alle dauerhaft an der der Hochschule bzw. den außeruniversitären Forschungseinrichtungen verbleiben können, ist es besonders wichtig, dass Nachwuchswissenschaftler nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch in anderen Kompetenzbereichen gefördert werden“, betont Projektleiter Kolja Briedis.

Die Studie „Wissenschaftliche Karrieren“ ist im Rahmen des WiNbus-Projektes am HIS-Institut für Hochschulforschung entstanden. WiNbus ist ein von der HIS Hochschul-Informations-System GmbH durchgeführtes und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungsprojekt. Im Rahmen dieses Projektes werden Nachwuchswissenschaftler/innen in regelmäßigen Abständen zu wissenschafts- und hochschulpolitischen Themen befragt, die sie und ihre berufliche Situation unmittelbar betreffen.

Die gesamte Publikation steht unter http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-201014.pdf als PDF-Download kostenlos zur Verfügung. Eine Printversion vom HIS:Forum Hochschule 14|2010 „Wissenschaftliche Karrieren“ können Interessenten gegen eine Schutzgebühr von 20 Euro direkt bei der HIS GmbH bestellen.

Nähere Auskünfte:
Kolja Briedis
Tel.: 0511/1220-232
E-Mail: briedis@his.de
Nora Schindler
Tel.: 0511/1220-434
E-Mail: n.schindler@his.de
Steffen Jaksztat
Tel.: 0511/1220-344
E-Mail: jaksztat@his.de
Pressekontakt:
Theo Hafner
Tel.: 0511/1220-290
E-Mail: hafner@his.de
Tanja Barthelmes
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