Ein Kilogramm Fleisch so klimaschädlich wie bis zu 1600 Kilometer Autofahrt

Kurt Schmidinger von der Universität Wien sowie Elke Stehfest von der PBL Netherlands Environmental Assessment Agency entwickelten gemeinsam eine grundlegende Erweiterung der Klimabilanz von Lebensmitteln, der weltweit gängigen Life Cycle Assessment-Methode, kurz LCA. Diese wurde dieser Tage im International Journal of Life Cycle Assessment online veröffentlicht.

Die wesentliche Neuerung bei dieser Berechnung ist, dass zusätzlich zu den Emissionen aus der Produktion der Lebensmittel nun auch der Flächenverbrauch der Produktion miteingeht. Der Flächenverbrauch, bisher in der Bilanz ignoriert, spielt in der Realität fürs Klima eine zentrale Rolle. Ein großer Bedarf an Flächen verhindert, dass auf diesen natürliche Wälder und Sträucher nachwachsen können, die wiederum durch ihr Wachstum CO2 wie ein Schwamm aus der Atmosphäre aufnehmen und damit das Weltklima entlasten.

Mit der nun publizierten Erweiterung für LCAs geht der Flächenbedarf als „verabsäumte potentielle CO2-Senke“ in die Bilanz mit ein und wird zu den Emissionen aus der Produktion dazugerechnet.

Unter den Tierprodukten schneidet in der Studie das Kilogramm niederländisches Hühnerfleisch mit 6,2 Kilogramm CO2 oder 31 Autokilometer am besten ab. Der Autor, Geophysiker und Lebensmittelwissenschaftler Kurt Schmidinger, warnt aber vor Fehlschlüssen: „Die industrielle Tierhaltung ist eine Sackgasse, auch wenn sie in der Klimabilanz manchmal besser abschneidet als die Weidehaltung. Ein Umstieg von Weidehaltung auf industrielle Tierhaltung würde den Druck auf die Ackerflächen weiter enorm steigern, mit Konsequenzen für die Welternährungssituation. Auch unter Gesichtspunkten wie globalen Seuchen, Antibiotikaresistenzen, Tierschutz, Biodiversität, Wasserverschmutzung, Bodenerosion und vielen anderen ist die industrielle Tierhaltung sehr problematisch.

Pflanzliche Lebensmittel hingegen schneiden unter Einbeziehung aller ethischen Aspekte der Welternährung tatsächlich wesentlich besser ab als Tierprodukte“.

Eiweißreiche pflanzliche Lebensmittel zeigen in der neuen Studie auch die mit Abstand besten Klimawerte: Die Produktion von einem Kilogramm Tofu bzw. Tempeh erzeugt 3,8 bzw. 2,4 Kilogramm CO2, das sind umgerechnet 19 bzw. 12 gefahrene Autokilometer.

Link zur Studie (The International Journal of Life Cycle
Assessment): http://www.springerlink.com/content/t7h218510496nh0m/
Rückfragehinweis:
Kurt Schmidinger
Universität für Bodenkultur Wien sowie
Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft im Dialog – FEWD
Universität Wien
Mobil: +43/676/3322107
mailto:kurt.schmidinger@futurefood.org und
mailto:kurt.schmidinger@univie.ac.at

Media Contact

Kurt Schmidinger presseportal

Weitere Informationen:

http://www.univie.ac.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wie die Galvanotechnik durch Digitalisierung effizient wird

SurfaceTechnology GERMANY… Digitalisierung und Hartverchromung aus Chrom(III)-Elektrolyten: Das sind die beiden großen Themen, mit denen sich Forscherinnen und Forscher von der Abteilung Galvanotechnik am Fraunhofer IPA derzeit beschäftigen. Ihre Erkenntnisse…

Ersatz für Tierversuche – jetzt ganz ohne Tierleid

Erstes Gewebe-Modell der Leber völlig ohne Materialien tierischer Herkunft hergestellt. Wissenschaftler*innen der TU Berlin haben mit Hilfe von 3D-Biodruck erstmals ein Modell der Leber aus menschlichen Zellen hergestellt, ohne dabei…

Neue Wege zur mentalen Gesundheit

Magnetspule am Kopf sorgt für antidepressive Effekte… In der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) wird derzeit eine Studie zur Erforschung der antidepressiven Wirkung einer…

Partner & Förderer