KfW-Studie: Chefinnen im Mittelstand

Rund 3,7 Millionen mittelständische Unternehmen gibt es in Deutschland, bei rund 20 % (=730.000) stehen Frauen an der Spitze und damit deutlich mehr als bei DAX-Unternehmen (3,2 %).

Eine Studie auf Basis des KfW- Mittelstandspanels zeigt nun auf, dass frauengeführte mittelständische Unternehmen niedrigere Umsatzwachstumsraten sowie eine geringere Wahrscheinlichkeit zur Durchführung von Investitionen aufweisen als männergeführte Unternehmen.

„Diese Differenzen lassen sich nicht durch strukturelle Merkmale wie etwa Branche oder finanzielle Ausstattung erklären“, sagt Dr. Margarita Tchouvakhina, Abteilungsdirektorin der volkswirtschaftlichen Abteilung der KfW Bankengruppe und Leiterin der Studie, „ein Grund liegt in der unterschiedlichen, geschlechterspezifischen Motivation für die Selbständigkeit: Frauen streben seltener an, mit ihrem Unternehmen zu wachsen, um flexibel zu bleiben und die Balance zwischen privatem und beruflichen Leben besser zu halten.“

Im Jahr 2009 investierte der deutsche Mittelstand insgesamt 176 Mrd. EUR, 16 Mrd. EUR davon wurden von frauengeführten Unternehmen getätigt. Die Betriebe mit einer Frau an der Spitze zählten 3 Millionen FTE-Beschäftigte (Full-Time-Equivalent), was etwa 13 % der FTE- Beschäftigten im deutschen Mittelstand im Jahr 2009 ausmachte.

Während Frauen überdurchschnittlich häufig Unternehmen im Bereich der persönlichen Dienstleistungen, wie z. B. den Branchen „Erziehung“, „Gesundheitswesen“ und „Kultur“ (etwa 30%) oder dem Gastgewerbe (ca. 50%) führen, finden sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich des Inhabers im Groß- und Einzelhandel sowie in den Bereichen Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Finanzdienstleistungen und unternehmensnahe Dienstleistungen.

Über die in der Studie untersuchten Jahre 2002 bis 2009 wurde festgestellt, dass Chefinnen im Vergleich schneller und stärker in ihrem Investitionsverhalten auf negative Konjunkturanzeichen reagierten, zu Boomzeiten die Wachstumsdynamik jedoch nur zögerlich nutzen. „Wachstumsorientierte Investitionsziele nehmen bei männergeführten Unternehmen einen höheren Stellenwert ein. Männer geben signifikant häufiger an zu investieren, um das Produktsortiment zu erneuern, Innovation, Forschung und Entwicklung zu ermöglichen oder den Umsatz zu steigern“, sagt Dr. Tchouvakhina. „Für Frauen spielen expansive Investitionsziele weniger eine Rolle, was zum Teil die geringere Wachstumsneigung erklärt.“

Die Hauptmotivation, sich selbständig zu machen, ist dabei für Frauen und für Männer ähnlich: Es geht ihnen darum, eigene Ideen zu verwirklichen und der eigene Chef/die eigene Chefin zu sein. Für Frauen ist die Erzielung eines höheren Einkommens durch die Selbständigkeit dann aber deutlich weniger wichtig als für Männer. Es ist die zeitliche Flexibilität – vermutlich im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf -, die für Frauen hingegen ein höheres Gewicht hat. Den persönlichen unternehmerischen Erfolg sehen Frauen entsprechend auch nicht primär in den männlich geprägten Indikatoren „Wachstum“ und „Profit“, sondern in der „Arbeitszufriedenheit“, der „Autonomie“ und der „Selbstverwirklichung“.

Zudem kann die unternehmerische Entscheidung für eine Expansion des Betriebs mit zusätzlichem finanziellen Aufwand und höheren Risiken verbunden sein. Dies versuchen jedoch Frauen in der Selbständigkeit möglichst zu vermeiden. Frauen beantragen seltener Kredite als Männer und führen daher seltener Verhandlungen mit Kreditinstituten. Benötigen sie jedoch eine Finanzierung durch ein Bankdarlehen, sind Chefinnen im Kreditverhandlungsprozess genauso erfolgreich wie Chefs.

Hinweis: Die Studie KfW Research „Chefinnen im Mittelstand – Unternehmerische Tätigkeiten von Frauen“ finden Sie im Internet unter http://www.kfw.de/chefinnen .

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