DFG-Studie zu prospektivem Gedächtnis

Die Tochter vom Kindergarten abholen, eine Packung Milch aus dem Supermarkt mitbringen, nach dem Abendessen die Herztabletten einnehmen. Das alles sind Aufgaben, die unser prospektives Gedächtnis täglich bewältigt.

Es ist dafür zuständig, dass wir uns daran erinnern, ein Vorhaben in der Zukunft in die Tat umzusetzen, Termine und Vereinbarungen einzuhalten. Bisherige Studien zum prospektiven Gedächtnis untersuchten vor allem unter welchen Bedingungen es dem Menschen leicht fällt, an seine eigenen Pläne zu denken. In einer aktuellen Studie erforschen Wissenschaftler der Universität Mannheim nun, wie junge und alte Menschen diesen Mechanismus unterdrücken, also eine bereits geplante Handlung verwerfen – eine völlig neue Perspektive in der Gedächtnisforschung, an der die Mannheimer Wissenschaftler weltweit als Erste forschen. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und erfolgt in Kooperation mit Wissenschaftlern in den USA.

„Wenn ich täglich ein Medikament einnehme, mein Arzt mich aber heute darauf hinweist, die Einnahme zu beenden, muss ich mich daran erinnern, es ab sofort nicht mehr zu nehmen“, sagt Prof. Dr. Thorsten Meiser vom Lehrstuhl für Psychologie. „Wenn ich dazu nicht in der Lage bin, kann das gegebenenfalls schwerwiegende Folgen für meine Gesundheit haben.“ Diese Leistung des Gehirns, Pläne wenn nötig zu verwerfen, ist noch nicht erforscht. Untersucht wurde bisher nur wie wir uns am besten daran erinnern, etwas zu tun. Doch ob diese Leistung im Alter abnimmt oder gleich bleibt, ist strittig: Studien aus den 90er Jahren zeigen, dass das prospektive Gedächtnis weniger durch das Altern beeinträchtigt wird als andere Hirnfunktionen. Spätere Untersuchungen belegen jedoch das Gegenteil. Wie es zu diesen unterschiedlichen Ergebnissen kommt, ist ebenfalls Gegenstand der Studie.

Die Mannheimer Wissenschaftler gehen jedoch von der Annahme aus, dass das prospektive Gedächtnis bei älteren Menschen tatsächlich eingeschränkt ist. „Wir wissen, dass mit steigendem Alter die Leistung des Frontalhirns abnimmt. Dieses Gehirnareal ist aber für das prospektive Gedächtnis ganz besonders wichtig“, erklärt Professor Meiser. Um dennoch weniger zu vergessen, gibt es für ältere aber auch junge Menschen nützliche Hilfen, wie sich beispielsweise die gewünschte Situation in der Zukunft bildlich vorzustellen. „Je spezifischer das Bild ist, desto leichter fällt es uns später daran zu denken“, sagt Diplom-Psychologe Jan Rummel, der die Studie durchführt. „Das heißt, wenn wir uns daran erinnern möchten, nach der Arbeit noch Milch zu kaufen, sollten wir uns ganz genau vorstellen, wie wir dort hinfahren, in den Supermarkt gehen, vor dem Regal stehen und die Milch rausholen.“ Das sei neben der Verwendung von externen Hilfen wie Terminkalender oder Merkzettel eine sehr effektive Strategie.

Um die Altersfrage in diesem Forschungsbereich zu klären, suchen die Wissenschaftler noch weitere Senioren für ihre Studie. Interessenten können sich jederzeit unter der unten stehenden Telefonnummer melden, um einen individuellen Termin zu vereinbaren.

Kontakt:

Prof. Dr. Thorsten Meiser
Lehrstuhl für Psychologie II
Universität Mannheim
Tel. (0621) 181-2138
E-Mail: t.meiser@uni-mannheim.de
Dipl.-Psychologe Jan Rummel
Lehrstuhl für Psychologie II
Universität Mannheim
Tel. (0621) 181-2131
E-Mail: rummel@uni-mannheim.de
Telefonnummer für Interessenten: (0621) 181-2131
Katja Bär
Pressesprecherin
Universität Mannheim
Telefon: 0621 / 181-1013
baer@uni-mannheim.de

Media Contact

Katja Bär idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-mannheim.de

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