Strafen in menschlichen Gesellschaften
Wie motiviert man Menschen ihrer sozialen Verantwortung in der Gesellschaft nachzukommen? Wie erreicht man, dass Staaten ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten? In diesen für die Menschheit zentralen Fragen zur Kooperation in sozialen Dilemma-Situationen (wie der Bereitstellung öffentlicher Güter) wurden bisher zwei Erfolgsfaktoren entdeckt: Ökonomen wiesen die Möglichkeit zur direkten Bestrafung und Biologen die Möglichkeit zum Entzug sozialer Unterstützung als Faktoren zur Stabilisierung der Kooperation nach.
In einer gemeinsamen experimentellen Studie haben die Ökonomin Prof. Dr. Bettina Rockenbach von der Universität Erfurt und der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Manfred Milinski vom Max-Planck Institut für Limnologie in Plön nun die Interaktion dieser beiden Mechanismen untersucht. Das Ergebnis der Forscher wird am 7.12.2006 in Nature veröffentlicht: Selbst wenn Menschen mit einer schlechten gesellschaftlichen Reputation bereits durch den Entzug sozialer Unterstützung „bestraft“ wurden, verzichten Mitmenschen nicht auf eine zusätzliche direkte Bestrafung, auch wenn diese für den Strafenden kostspielig ist.
Wenn sie die Wahl haben, bevorzugen Menschen sogar eine Gesellschaft, in der sie Trittbrettfahrer zusätzlich direkt bestrafen können. Die Interaktion von Reputation und Strafe führt jedoch dazu, dass kostspielige Strafen nur noch selten und sehr gezielt eingesetzt werden müssen, ohne dabei ihre abschreckende Wirkung zu verlieren. Fazit: Strafen gehört genauso zu menschlichen Gesellschaften wie die Wahrung des guten Rufs, jedoch kann das Strafen auf „Härtefälle“ beschränkt werden, wenn der gute Ruf ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor ist.
Originalartikel:
Bettina Rockenbach und Manfred Milinski, The efficient interaction of indirect reciprocity and costly punishment, Nature, Dec 7, 2006
Kontakt/ Weitere Informationen:
Prof. Dr. Bettina Rockenbach, Lehrstuhl für Mikroökonomie, Universität Erfurt, Tel. +49 361 737 – 4521
e-Mail: bettina.rockenbach@uni-erfurt.de
Prof. Dr. Manfred Milinski, MPI für Limnologie, Plön,
Tel. +49 4522 763 – 254
e-Mail: milinski@mpil-ploen.mpg.de
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