Stuhlinkontinenz – Patienten fühlen sich mit ihren Problemen allein gelassen

Es fehle an Aufklärung, sagt die Privatdozentin mit Blick auf den bevorstehenden Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft am 10. und 11. November in Essen. Das gelte für die Ursachen einer Darmschwäche und die Therapiemöglichkeiten ebenso wie für die psychologische Betreuung und die Beratung über Hilfsmittel. In Deutschland leiden nach vorsichtigen Schätzungen 800.000 bis 1,2 Millionen Menschen an Stuhlinkontinenz.

Unter Leitung von Dr. Dlugosch hat sich das zepf 2005 und 2006 in einer Fragebogenstudie erstmals mit den psychosozialen Aspekten der Stuhlinkontinenz befasst. Die Ergebnisse machen die Schwierigkeiten im Umgang mit der Krankheit deutlich, geben aber zugleich Hinweise, wie die Situation verbessert werden kann. Sie haben Eingang gefunden in einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Situation, unter der nach den Erkenntnissen der Landauer Gesundheitspsychologen vor allem die 40- bis 60-jährigen leiden.

Dr. Dlugosch und ihr Team halten es für nötig, psychologische Beratung und Betreuung für stuhlinkontinente Patienten und deren Angehörige anzubieten, namentlich Angebote zur Stressbewältigung, zum Abbau von Depressionen, Ängsten und Unsicherheiten bis hin zu psychotherapeutischen Maßnahmen der Einzel- und Paartherapie. Kontinenzberater sollten Betroffenen bei der Auswahl der richtigen Hilfsmittel und für Ernährungstipps zur Verfügung stehen. Lokale Gesprächskreise, Selbsthilfegruppen und Internetforen zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu bilden, lautet ein weiterer Vorschlag. Für wichtig halten es die Gesundheitspsychologen auch, speziell für Menschen mit Darmschwäche geeignete Freizeitmöglichkeiten – insbesondere Bewegungs- und Entspannungsangebote – bereitzustellen. Ebenso vermissen sie patientengerechte Informationen über medizinische Hintergründe und Therapiemöglichkeiten.

Dass eine so große Gruppe der Bevölkerung mit ihren Problemen kaum wahrgenommen wird, ist nach Meinung von Dr. Dlugosch eine Folge der Tabuisierung der Stuhlinkontinenz. Sie stehe einem vorurteilsfreien Umgang mit der Krankheit im Wege, sagt sie und sieht die Patientenbefragung als wichtigen Schritt, das Tabu zu überwinden. Die Wissenschaftlerin ist Koautorin des ersten Patienten-Ratgebers, der sich insbesondere mit den psychosozialen Aspekten der Stuhlinkontinenz befasst. „Stuhlinkontinenz – Der Ratgeber“ ist im Weingärtner Verlag Berlin erschienen (ISBN: 3-9804810-4-2). Eine Kurzfassung der Studie findet sich auf der Homepage: http://www.zepf.uni-landau.de

Ansprechpartnerin:

PD Dr. Dlugosch
Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau
E-Mail: dlugosch@zepf.uni-landau
Tel.: 06341-906-199
Fax: 06341-906-166

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Bernd Hegen idw

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