Weniger Gespräche am Krankenbett

Welchen Einfluss hat die reformierte Krankenhausfinanzierung auf die Tätigkeiten des Pflegepersonals?

Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Studie des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke. Die neuen Finanzierungsmodalitäten für die stationäre Behandlung gelten seit Januar 2004.

Die Wittener Untersuchung umfasst einen Vergleich der Jahre 2003 bis 2005. Als Datengrundlage dienten Befragungen und auch die Messung von Arbeitsstrukturen in drei deutschen Kliniken der Maximalversorgung. Ein Ergebnis: Die Pflegenden verbringen immer weniger Zeit mit ihrer Kernaufgabe, der eigentlichen Pflege.

Zur eigentlichen Pflege gehört auch die Kommunikation. Die Gespräche mit Patienten sind während des Untersuchungszeitraums besonders deutlich weniger geworden. Machte der Anteil von Ratschlägen und aufmunternden Worten am Krankenbett im Jahr 2003 gemessen an den Gesamttätigkeiten noch rund sieben Prozent aus, waren es im Jahr 2005, nach der Finanzierungsreform, nur noch weniger als drei Prozent. Der Anteil der sonstigen Tätigkeiten, vom Bettenmachen bis zu Botengängen, ist in etwa gleich geblieben. Er betrug im Mittel der Jahre 13 Prozent – mit allerdings steigender Tendenz. Zugenommen hat die Mitarbeit der Pflegenden bei ärztlichen Tätigkeiten, hier vor allem die Assistenz bei diagnostischen Maßnahmen. Auf die Frage, ob sie ihren Arbeitsplatz für sicher halten, antworteten über die Untersuchungsphasen hinweg zunehmend mehr Pflegende mit nein.

„Inwieweit diese Ergebnisse direkt auf die Finanzierungsumstellung zurückzuführen sind, kann anhand der Daten nicht eindeutig beantwort werden“, sagt Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik, die zusammen mit Dr. Elke Donath für die Studie verantwortlich ist. Über einen möglichen Zusammenhang soll am 8. Dezember 2006 auf einer Tagung in Witten diskutiert werden. Im Mittelpunkt der Tagung, zu der die Fachöffentlichkeit herzlich eingeladen ist, wird die Präsentation der Abschlussergebnisse stehen. Das ab Anfang 2004 geltende Finanzierungssystem orientiert sich am Leistungsaufwand für vergleichbare Patientengruppen (Diagnosis Related Groups, kurz DRG). Waren zuvor die Aufenthaltstage relevant, wird jetzt nach der medizinischen Diagnose abgerechnet. Pflegeexperten befürchten, dass die Pflege in den Pauschalen kaum berücksichtigt wird und vor allem das Pflegepersonal von dem Rationalisierungsdruck betroffen ist.

Weitere Informationen und erste Details zur Tagung:
Dr. Elke Donath, 02302/926-365, donath@uni-wh.de

Media Contact

Dr. Olaf Kaltenborn idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wh.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer