"Bester Freund des Menschen" als Prestigeobjekt

Dass Hunde dem Menschen gut tun, gilt als sicher. Das heißt allerdings nicht, dass Menschen auch immer gut für ihre Hunde sind. In einer umfangreichen Studie haben Psychologen der Universität Bonn deshalb die wechselseitige Beziehung von Zwei- und Vierbeinern untersucht.

Dabei konnten sie drei Haltertypen ausmachen, die sich in Einstellung, Verhaltensmuster und Wohlfühlfaktor des Hundes deutlich unterscheiden. Wer den Hund nämlich nur als Prestigeobjekt sieht und ihn zu sehr vermenschlicht, interessiert sich meist wenig für dessen Bedürfnisse und Wohlbefinden.

Beim Typ der „naturverbundenen und sozialen“ Halter hätten es die Tiere aufgrund des hohen Fachwissens am Besten. „Wir wollen mit unserer Studie den Hundehaltern noch stärker bewusst machen, welche Verantwortung für das Wohlbefinden und die Verhaltensausprägung ihrer Hunde sie tragen“, betont Projektleiterin Silke Wechsung gegenüber pressetext.

Knapp 2.800 Hundebesitzer haben die Forscher nach der Beziehung zu ihren vierbeinigen Freunden befragt, verschiedene Charakteristika über Tiere und Halter erhoben und deren Interaktionsverhalten beobachtet. Besonderes Augenmerk lag dabei auf artgerechter Haltung, Fachwissen und Kommunikation zwischen Hund und Herrchen. „Wir haben erstmals den Fokus auf die wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Hund gelegt. Die Folgen dieser Beziehung für den Hund und dessen Bedürfnisbefriedigung waren nämlich bisher kaum Thema“, erklärt Wechsung. Generell habe man den Hundebesitzern gute Noten aussprechen können, doch ein Viertel der untersuchten Mensch-Hund-Beziehungen sei mangelhaft, die Hunde würden nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten – hochgerechnet treffe dies auf immerhin eine Mio. Hundebesitzer in Deutschland zu.

Bei den Recherchen kristallisierten sich drei verschiedene Haltertypen heraus. Die größte Gruppe der Hundehalter, 43 Prozent, lasse sich als „naturverbunden und sozial“ beschreiben. Sie schätzen die Lebensweise mit dem Hund, beschäftigen sich viel mit ihm und sind gegenüber anderen Menschen überaus kontaktfreudig. Im Umgang mit dem Tier verhalte sich dieser Typ aufgrund seines hohen Fachwissens selbstbewusst und souverän. „Er gibt klar den Ton an und ist sehr um eine gute Erziehung des Hundes bemüht“, erläutert Wechsung. Weitere 35 Prozent der Halter fallen in die Kategorie „emotional gebunden und stark fixiert“. Solche Halter sehen den Hund als ihren engsten Freund, teils gar als Partnerersatz. „Der Hund ist für ihn das Wichtigste im Leben, dementsprechend geht er liebevoll und bewusst mit dem Tier um“, meint Wechsung.

Ein knappes Viertel der Hundehalter würde ihren Vierbeiner allerdings nur als „Prestigeobjekt“ sehen, mit dem sie Selbstbewusstsein und Ansehen steigern wollen. „Der Hund kommt dabei nicht auf seine Kosten, denn der Halter beschäftigt sich nur sehr ambivalent mit ihm und baut keine enge Beziehung zum Tier auf“, sagt die Psychologin. „Seine eigenen Bedürfnisse sind ihm wichtiger als die des Hundes. So ist seine Fachkenntnis eher gering und das Verhalten gegenüber dem Hund meist inkonsequent und unbeherrscht.“

Wie Mensch und Tier miteinander harmonieren, hängt also weniger vom Hund als vielmehr von der Einstellung am „anderen Ende der Leine“ ab. Bis Jahresende will Wechsung einen „Person-Dog-Fit-Test“, basierend auf den Studienergebnissen, entwickeln. „So kann man für sich feststellen, welcher Typ man ist und was das für die Mensch-Hund-Beziehung bedeutet bzw. ob man sich überhaupt einen Hund anschaffen sollte.“ Für individuelle Auswertungen können sich Hundebesitzer und solche, die es werden wollen, unter http://www.mensch-hund.com vormerken lassen.

Media Contact

Claudia Misch pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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