Palmöl statt Urwald: Lüge über Rodungen

Lange Zeit haben die beiden südostasiatischen Länder Malaysia und Indonesien bestritten, Urwälder wegen der Palmöl-Produktion zu roden. Nach einem Bericht von Forschern auf New Scientist Online scheinen die Staaten aber der Lüge überführt.

Die Ölpalmen sind nämlich ein einträgliches Geschäft – und das nicht nur für die Herstellung von Agrotreibstoffen, sondern auch für die Nahrungsmittel- und Kosmetik-Industrie. Die Nachfrage nach dem Öl steigt stetig.

Zwischen 1990 und 2005 hat die Zahl der Palmöl-Plantagen in Malaysia um 1,87 Mio. Hektar zugenommen, in Indonesien sogar um mehr als drei Mio. Hektar. Die beiden Forscher Lian Pin Koh von der ETH-Zürich und David Wilcove von der Princeton University haben in ihren Studien nachweisen können, dass mehr als die Hälfte der Palmöl-Plantagen dort angelegt wurde, wo vorher Regenwälder waren. Der Rest der Plantagen wurde auf ehemaligem Farmland oder auch anstelle von Kautschuk-Plantagen errichtet. Die Wissenschaftler nutzten für ihre Datenanalyse Aufzeichnungen der UN-Food and Agriculture Organisation (FAO).

„Ölpalmen gehören zu den am stärksten expandierenden tropischen Pflanzen. Führende Lieferanten am Weltmarkt sind die beiden Staaten Malaysia und Indonesien“, so Bernhard Obermayr, Klimasprecher von Greenpeace, gegenüber pressetext. „Beide Staaten gehören aber auch zu den Regionen der Erde, in denen eine unglaubliche Vielzahl an Arten – Pflanzen und Tieren – heimisch ist“, berichten die Forscher. Die steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Palmöl lasse nun auch andere tropische Länder laut darüber nachdenken, auf den Anbau dieser Pflanzen zu setzen, erklärt Obermayr. Dazu gehören etwa Kolumbien oder auch die Demokratische Republik Kongo. Die Einsatzmöglichkeiten für Palmöl sind vielfältig und reichen von der Lebensmittelproduktion über die Kosmetik bis hin zur Verwendung als Treibstoffe.

„Allein in Österreich ist in den vergangenen Jahren der Import von Palmöl um das drei bis vierfache gestiegen. Der Grund dafür ist, dass Soja und andere Öle als Agrotreibstoffe verwendet werden und die Lebensmittelindustrie daher Palmöl zukaufen muss“, meint der Experte. Die Palmproduzenten hatten in den vergangenen Jahren immer wieder beschworen für die Expansion der Anbauflächen keine Regenwälder mehr abzuholzen. „Indonesien, der weltweit größte Palmölproduzent, will die derzeitigen Anbauflächen um weitere 20 Mio. Hektar erweitern. Das entspricht einer Größe von England, den Niederlanden und der Schweiz zusammen.“ Durch die Brandrodung des Torfbodens werden hunderte Mio. Tonnen CO2 freigesetzt, was Indonesien zum weltweit drittgrößten CO2-Emittenten macht.

Die Forscher hatten die Veränderung der Biodiversität bei Schmetterlingen und Vögeln untersucht. Dabei wurde klar, dass die Rodung von bestehenden Regenwäldern und die Errichtung von Palmöl-Plantagen zu einer rapiden Abnahme der Artenvielfalt führten. Die Umwandlung von Kautschuk-Plantagen in Palmöl-Plantagen verursachte hingegen einen geringeren Verlust.

„Um die Auswirkungen des Biodiversitäts-Verlusts genauer beschreiben zu können, müssen aber noch mehr Daten gesammelt werden“, schreiben die Forscher, die auch meinen, dass die Wälder der Region geschützt und nicht zu Monokulturen umgewandelt werden sollten. Die Schaffung weiterer Anbauflächen für Palmöl sollte auf vorhandenes Farmland oder auf brachliegende Flächen beschränkt sein.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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