Sinkende Küsten in der südlichen Ostsee: Küstenforscher präsentieren ihre Ergebnisse

In dem seit 2002 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekt „Sinking Coasts – Geosphere, Ecosphere and Anthroposphere of the Holocene Southern Baltic Sea“ haben Geowissenschaftler, Biologen, Klimaforscher und Archäologen Hand in Hand gearbeitet, um die Auswirkungen von Klimaveränderungen und Bewegungen der Erdkruste auf das Küstensystem der südlichen Ostsee herauszufinden. In dem Abschluss-Workshop im IOW, am 14./15. Mai, werden die wesentlichen Ergebnisse vorgestellt.

Es ist gelungen, die Küstenänderungen im Gebiet der südwestlichen Ostsee als komplexen Prozess von nacheiszeitlicher Landsenkung, klimatisch bedingtem Meeresspiegelanstieg und Sedimentdynamik auf der geologischen Zeitskala zu erklären und zu beschreiben. Damit ist es heute möglich, sowohl die Zeit seit dem Beginn der Geschichte der Ostsee als Brackwassermeer vor etwa 8.000 Jahren zu rekonstruieren als auch Zukunftsprojektionen für die nächsten Jahrzehnte zu entwerfen.

Mit Hilfe der im Rahmen von SINCOS erarbeiteten neotektonischen Karten lassen sich in Kombination mit Meeresspiegelanstiegsdaten aus Klimamodellen Gefahrenzonen für Überflutungen erkennen.

Sedimenttransportmodelle erlauben die Beschreibung der Küstenerosion im regionalen Maßstab. Entsprechende Modellrechnungen und Karten liegen für den Küstenbereich Mecklenburg-Vorpommerns und in speziellen Szenarien für die Wismarer Bucht und die Halbinsel Darss-Zingst vor.

Wegen der hohen ökologischen und sozio-ökonomischen Relevanz der Küstenänderungen, sind in die Modellbildung von Beginn an auf der einen Seite botanische und zoologische Daten, auf der anderen Seite archäologische Untersuchungen eingegangen. Die Kooperation mit Ur- und Frühgeschichtlern führte zur Entdeckung neuer meso-neolithischer Siedlungsplätze vor der Küste Westmecklenburgs. Die Auswertung der Artefakte lieferte neben den archäologischen Befunden wertvolle Hinweise zum Anstieg des Meeresspiegels im Holozän, dadurch konnten paläo-geographischen Modellrechungen untermauert werden.

Die folgenden Einrichtungen waren an SINCOS beteiligt: Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Archäologisches Landesmuseum Schleswig-Holstein, Landesamt für Umwelt, Natur und Geologie, Mecklenburg-Vorpommern, Römisch-Germanische Kommission Frankfurt a. M., Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Leibniz-Institut für angewandte Geophysik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald: Institut für Botanik und Landschaftsökologie; Institut für Geographie und Geologie; Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte, Christian-Albrecht-Universität Kiel: Zoologisches Institut; Institut für Ur- und Frühgeschichte, TU-Dresden: Institut für Geodäsie, GKSS Forschungszentrum Geesthacht.

Sprecher des Konsortiums ist Prof. Dr. Jan Harff, Leibniz-Institut für Ostseeforschung.

Kontakt:
Prof. Dr. Jan Harff, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Seestr. 15, D-18119 Rostock, Tel.: 0381 5197 350 (351)

Media Contact

Dr. Barbara Hentzsch idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Seminare Workshops

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer