Wenn beim Autofahren die Kontraste verschwimmen – Nachtfahreignung durch Augentest prüfen

Seit Juli 2011 schreibt die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) deshalb die ärztliche Prüfung des Dämmerungs- oder Kontrastsehens und für Augenärzte auch die der Blendempfindlichkeit vor. Jeder Führerscheinbewerber, der den Sehtest nicht besteht, muss sich vom Augenarzt untersuchen lassen. Auch für Nutzfahrzeugführer wie Bus- oder Lkw-Fahrer ist dies Pflicht.

Neue Tests geben jetzt mehr Klarheit über die Nachtfahreignung, so die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Erreicht eine Testperson die Grenzwerte nicht, könnten Augenärzte den meisten Betroffenen helfen. Zunächst gelte es, etwa durch Brillen oder Medikamente, das Nachtsehen zu verbessern.

„Wer mit und ohne Blendung die stärkste Kontraststufe nicht erkennt, sollte nachts nicht fahren“, betont Professor Dr. Dr. med. Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der Verkehrskommission der DOG aus München.

„Aber es gibt Grenzfälle: Zum Beispiel reagieren einige Menschen empfindlich auf Blendung, können aber Kontraste gut erkennen.“ Dann reiche bei Fahrern in den unteren Führerscheinklassen ein Vermerk im Gutachten, dass der Betroffene auf die Gefahr durch erhöhte Blendempfindlichkeit nachts oder bei Dämmerung hingewiesen wurde.

Anders sei es bei Berufskraftfahrern, so die DOG – vor allem jenen, die eine Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung (EzF) haben oder Gefahrgut transportieren: „Wenn die Tests zeigen, dass diese Fahrer nicht nachtfahrgeeignet sind, birgt dies eine erhöhte Unfallgefahr“, gibt Professor Lachenmayr zu Bedenken. Dies gelte ebenfalls für Lkw-Fahrer, die häufig nachts lange Strecken unterwegs seien. Eingeschränktes Dämmerungssehen erhöhe das Risiko eines Nachtunfalls erheblich. 

Zur Prüfung des Kontrastsehens erkannte die DOG bislang ausschließlich Verfahren an, die das Sehvermögen unter sogenannten mesopischen Lichtverhältnissen testen, also bei Dämmerlicht.

Wissenschaftler um Professor Dr. med. Helmut Wilhelm von der Augenklinik der Universität Tübingen gingen in einer aktuellen Studie der Frage nach, ob auch photopische Tests geeignet sind. Diese erfassen Kontrastsehen unter Tageslichtbedingungen.

Als Probanden dienten den Forschern Kataraktpatienten, also Menschen mit durch „grauen Star“ getrübten Augenlinsen, außerdem Berufspiloten und eine typische Personengruppe eines arbeitsmedizinischen Zentrums. Die Experten verglichen zwei in der Arbeitsmedizin erprobte photopische Verfahren mit einem mesopischen Test und einer Sehtesttafel.

„Die beiden photopischen Tests erwiesen sich für Reihenuntersuchungen als sehr gut geeignet“, erläutert Professor Wilhelm. Gehe es allerdings um die Nachtfahreignung, sei eine weitere Abklärung mit den von der DOG anerkannten Testgeräten sinnvoll, betont der Augenmediziner. Weitere Informationen biete die aktuelle Empfehlung der Verkehrskommission der DOG unter www.dog.org.

Quellen:
Wilhelm, Helmut et al: „Untersuchung des Dämmerungs- und Kontrastsehens nach Fahrerlaubnisverordnung: Welche Grenzwerte, welche Verfahren sind geeignet?“, Klinisches Monatsblatt Augenheilkunde, Online-Veröffentlichung, DOI: 10.1055/s-0033-1351030

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung

Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6400 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.
 

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